Archive for Oktober, 2011

Kanarische Inseln

Samstag, Oktober 22nd, 2011

Gestern Abend auf La Garciosa angekommen. Im Hafen gibts keinen Platz, so sind wir in der Ankerbucht. Felsige Berge, fantastisches Vulkangestein, tuerkisfarbenes Wasser, so haben wir uns das vorgestellt. 
Der Toern von Essaouira aus war gut, endlich ein bestaendiger Nordostpassat mit 3 bis 5 Bft. Super Segelwind. Achterliche Seen, zum Teil sehr kurz und kabbelig machten es etwas anstrengend. Aber herrlich endlich mal 2 Tage und Naechte am Stueck nur zu Segeln. Der Motor lief nur die ersten Meilen vor der Kueste von Marokko, wo uns die entgegen kommenden Fischer noch freudig zum Abschied winkten. Nach 3 Tagen waren wir hafenbekannt. Schoenes Gefuehl.
Mehr demnaechst….   

7. Bericht: Essaouira / Marokko

Mittwoch, Oktober 19th, 2011

einfahrt-essaouira-hinter-zwei-kuttern.JPGessaouira-01.JPGFischkutteroffenes-fischerboot-essaouira.JPG

Chiloé im Hafen von Essaouira (Suchbild)

7. Bericht: Marokko – Portimao bis Essaouira ( 13. bis 18. Oktober)
Leinen los in Portimao am Donnerstag, den 13. Um 11.30 Uhr. Naja, zumindest kein Freitag, der 13.. Also nach fast einem Monat endlich weiter und wieder Seetage! Die Berge der Algarve sehen wir noch gut 30sm weit, immerhin 902m der höchste Gipfel, auf dem wir auch waren. Bei leichtem Südost (3 Bft) segeln wir los, leider nur 6 Stunden, dann ist der Wind eingeschlafen. Die Schaukelei bei dem geringen achterlichen Wind macht mich seekrank. Gut, dass ich Kürbis-Möhrensuppe mit Ingwer vorgekocht habe, darauf habe ich Appetit. Nach einem Schläfchen bin ich zur Wache um Mitternacht wieder fit. Wir motoren seit gut 7 Stunden als ich um 1.30 Uhr die Genua setzte und sie beim Motoren mitziehen lasse, macht zumindest nen halben Knoten und die Chiloë läuft ruhiger; ein Stündchen später soll das Groß dazu. Jens hört´s im Schlaf und kommt mir zur Hilfe, dieses Rollgroß ist verdammt schwer. Erst um 4 Uhr können wir endlich auf den Motor verzichten. Um 7 schläft der Wind ein, erst ab 12 Uhr gibt’s wieder für ein paar Stunden Wind zum Segeln. So geht es 3 Tage und Nächte, leider haben wir eher weniger Wind, wir Motoren zunehmend viel, insgesamt die Hälfte von 78 Stunden, die wir für 357sm von Portugal nach Marokko brauchen.

Nach 3 Tagen und 3 Nächten erreichen wir wie gehofft, vor Sonnenuntergang und sogar schon um 17.30 Uhr Essaouira in Marokko. Die abenteuerlichen Fischkutter vor uns, lassen schon eine andere Welt erkennen. Die beiden Kutter sind im Schleppverband. Eine französische Yacht ist schneller als wir vor der Hafeneinfahrt, es gibt nur Platz für eine Yacht, ist spannend. Die  Franzosen warten hinter den manövrierenden Fischkuttern ab, hängen Fender raus und winken uns vorbei „passé“, ruft er zu uns herüber. So überholen wir und kommen als Erste in den Hafen, wo uns auf dem Seenotrettungsschiff schon einige Arme heranwinken. Wir gehen längsseits, viele Hände helfen beim festmachen; bièrre?! Eine der ersten Fragen. Ich reiche Bierdosen heraus, kaltes Bier meint Jens. Die Marokkaner nehmen´s zufrieden dankend hin und lassen die Dosen verschwinden. Beim nächsten Mal tuts auch ungekühltes, denn natürlich wird dieses Bier irgendwann unöffentlich getrunken. Als der Franzose hereinkommt, wird auch er her gewunken. Schnell ist ein junger Marokkaner ganz selbstverständlich auf unserem Vorschiff, um Leinen der Franzosen anzunehmen, doch da die Madame von nebenan Mühe hat eine passende zu finden, gibt der Marokkaner unsere Vorleine herüber, so geht das hier.
Eine abenteuerlich neue Welt: wir sind mitten im  Fischereihafen! Mit Marina-Yachtleben hat das nichts mehr zu tun. Mitten im bunten Treiben der Fischer, die mit lautstarken Motormanövern an- und ablegen. Die großen Fischkutter liegen auf der gegenüberliegenden Seite des Hafenbeckens, vor Kopf ist das Hafenbecken gestopft voll mit offenen blauen Booten, die wie Nussschalen aussehen, auch wenn sie sicher vier/fünf Meter lang sind. Faszinierende Boote, eine wunderschön geschwungene Form mit einem riesigem, fast 3m hohen, geraden Steven, der die Fischer bei der Arbeit im offenen Boot stehend vor den atlantischen Wellen schützt. Wir fotografieren endlos, morgens vorm Frühstück bis abends vorm zu Bett gehen. Bei Sonne, Nebel und nächtlichem Flutlicht. Der Hafen hat seinen ganz eigenen Geruch und seine Geräusche.  Fischköpfe und Innereien liegen herum, hunderte von Katzen und Möwen leben davon. Geduldig sitzen Katzen neben den Männern, die Fische ausnehmen und zuschneiden, sie können gelassen warten, bis das Mahl zubereitet ist, denn es ist ihnen gewiss und es gibt genug für alle.  Im mittäglichen Nebel entfaltet diese Welt wieder einen ganz anderen Zauber, Männer ihre Karren schiebend, Fischer mit dem Fahrrad zur Arbeit fahrend oder über Netze gebeugt und sie reparierend am Boden sitzend. Es wimmelt von Menschen, neben den Arbeitenden kommen verhüllte Frauen, Männer in Kaftanen, oft in kleinen Gruppen, zu zweit oder dritt im Gespräch. Nachts, wenn wir durch den Hafen nach Hause gehen, genießen wir die Ruhe. Wieder ganz andere Stillleben. Die bunten Farben der zu Bündeln an Land zusammengestellten Fischerfähnchen leuchten im Scheinwerferlicht besonders intensiv….

Kletterpartie

Fortsetzung  Essaouira folgt …  

5. Bericht: Portugal – Porto bis Lissabon ( 08.09.- 14. 09.)

Donnerstag, Oktober 13th, 2011

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Chiloë – trans art lantico

5. Bericht: Portugal – Porto bis Lissabon ( 08.09.- 14. 09.)

In der Marina von Leixoës, unmittelbar neben dem großen Containerhafen, bleiben wir vier Tage. Bootswartung, Büroarbeiten und Vorbereitung für meine Studienreise sind angesagt. In Porto selbst gibt´s keinen Yachthafen, auch wenn der Douro schiffbar ist. Außerdem –sehr starke Strömung und keine Liegeplätze.

Hier treffen wir endlich Lutz und Armin, die mit der SY Jaqueline (Dehler 37) drei Wochen nach uns (am 6. Aug.) im gemeinsamen Heimathafen Großenbrode losgefahren sind und uns jetzt hier eingeholt haben. Über sms und email waren wir die ganze Zeit in Verbindung und konnten so das langsame Aufholen kommen sehen. Schon in La Coruna hatten sie uns nur knapp verpasst. Die beiden sind erfahrene Regattasegler und erheblich schneller unterwegs. Wir trinken erst mal einige Begrüßungsbiere und tauschen unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus…

Mit dem Linienbus fahren wir eine Stunde ins Zentrum von Porto, eine gute Verbindung und das bis Mitternacht. Allerdings geht das Nachtleben in Porto um diese Zeit erst richtig los! Am Samstagabend entdecken wir das Viertel mit dem Nachtleben von Porto, zwei / drei parallele Straßen. Quer über eine Straße ist eine Bühne aufgebaut, der Soundcheck um 21Uhr klingt super. Kurz vor Mitternacht fängt aber leider erst ne Vorband an zu spielen, unser letzter Bus fährt um 0.15 Uhr, bis dahin haben wir vom eigentlichen Konzert noch nichts gehört! Aber trotzdem toll hier, die vielen unterschiedlich eingerichteten Kneipen – super, so was haben wir noch nicht gesehen! Wir steigen in den ersten Stock eines leer stehenden Hauses. Laser und LED geben den Räumen einen coolen Chick. Im nächsten Haus sind es spannende Reliefs als Wandverkleidungen, irgendwo gibt´s Kristallleuchter und modernes Möbeldesign, oder auch einfach Sand auf dem Boden, Sonnenschirm und zwei Tische; total vielfältig.

Porto ist Universitätsstadt und hat eine Altstadt, die seit 1996 Weltkulturerbe ist, aber immer noch vom Verfall bedroht ist. Von der Altstadt aus führt eine 60m hohe, zweistöckige Bogenbrücke über den Douro, unten auf 10m Höhe Autos und Fußgänger, oben auf 60m Höhe die moderne Stadtbahn und Fußgänger. Es ist spektakulär und prickelig tags, aber noch mehr nachts, über diese Brücke Dom Luis I zu gehen. Ich schau noch die goldüberladende Kirche der Franziskaner Bettelmönche und die Kathedrale an. Auf unserer Tour durch die Stadt besichtigen wir die Casa da Musica, ein polygonaler Betonbau („Klangkristall“) von Rem Koolhaas, der hier wie ein Meteorit eingeschlagen ist und ein paar interessante Innenräume hat. Ansonsten beschäftigt uns hier mehr die Architektur von Alvaro Siza, die Thema meiner Reise ist. Wir erkunden die Architekturfakultät in Porto und fahren mit dem Zug nach Aveiro um die dortige Uni mit Bauten von Siza anzuschauen. Zur Reise-vorbereitung zählt außer der Suche nach Architekturstandorten und Details aber auch ein schönes Dinner in Alvaro Siza´s Boa Nova Teehaus am Strand von Matosinhos. Schließlich müssen wir ja mal Probeessen und nebenbei ein Menü für meine Gruppe absprechen.

Am Sonntag nach einem letzten Einkauf geht’s um 17.30 Uhr weiter. Bis Lissabon sind´s 115 sm und die wollen wir zügig absegeln, mal wieder richtig Meilen fressen. Leider bleibt auch jetzt der Nordwind aus. Stattdessen müssen wir ein Hochdruckgebiet durchqueren. Das bedeutet erst mal motoren, gegen einen schwachen Südwind, der dann einschläft, die ganze Nacht durch und den nächsten Tag, 18 Stunden ohne Wind. Dafür aber ne ordentliche Dünung mit Wellen von 2 bis 3 Meter. Und reichlich diesig ist´s. In der Nacht kommt Nebel, dicker Nebel, doch von oben erhellt der Vollmond den Nebel. Unser A.I.S. Radar signalisiert zwar Schiffe, aber Fischerboote benutzen oder besitzen kein Radar und Fischerfähnchen, die hier zu tausenden (zur Markierung der Netze) herumliegen sind davon auch unberührt. Das bedeutet ständig Ausgucken, um die Trefferquote von Fischerfähnchen zu minimieren. Früh morgens, nach Monduntergang ist´s stockfinster, uns Jens, der jetzt Wache hat, reduziert erst mal die Fahrt und lässt mich ein Stündchen länger schlafen. Mittags kommt der ersehnte Wind auf der Südseite des Hochs, wir sind durch und mit 3-4 Bft aus Nordwest können wir dann endlich segeln. Abends machen wir in dem Fischerstädtchen Peniche fest, kochen, essen und schlafen. Morgens (13.09.) geht’s um 8 Uhr weiter nach Cascais, an der Flußmündung des Tejo, knapp 50sm noch. Jetzt segeln wir mit herrlichem Nordwind um die 4 Bft. und einer Dünung von 3 bis 3,5 m. Super, gigantisch diese langen atlantischen Wellen – die geschmeidig unter uns her rollen. Leider fotografisch kaum festzuhalten. Nachmittags brist der Wind auf und wir machen bei 5-6 Bft mit 1 Reff in Groß und in ausgebaumter Genua (G2) 6kn Fahrt! Und das noch bei strahlend blauem Himmel und warmer Sonne, traumhaft dies Segeln !! Ein paar Seemeilen vor Cascais sieht Jens einen schwarzen Punkt am Horizont, der sich ungewöhnlich schnell nähert – eine Regattayacht. Die Abu Dhabi, eine Volvo Ocean 70, rauscht mit unglaublichem Tempo an uns vorbei. Wie wir im Hafen hören, lief sie bei diesem Training bis zu 35kn (das sind fast 70 km/h!). Am 5.11. wird sie zum Volvo Ocean Race (round the world) in Alicante starten. „Wir rechnen dann ca 23. Tage bis Kapstadt“ sagte einer der Crew, den wir beim Check-in trafen. Oh je, da wären wir vielleicht gerade mal bei den Kanaren. Aber wir sind trotzdem mit unserer Chiloë sehr zufrieden, bei den Regattaschiffen zählt jedes Gramm, sie fahren mit minimalstem Wasser, ohne WC….ne ne) Vor der Hafeneinfahrt von Cascais verlangsamen wir unser Tempo, fasziniert vom explosionsartigen Aufprallen der Wellen auf die Hafenmauer. Mit Film und Foto stehen wir an Deck und versuchen die gigantisch spritzenden Seen im Bild festzuhalten. In der Marina Cascais erwarten uns Willem und Elsbeth. Die langjährigen Seglerfreunde von Jens sind mit der Spirit of Aeolus von den Azoren hergekommen und schwärmen uns von den Inseln vor und erzählen von ihren Motorproblemen. Am nächsten Tag zieht´s mich nach Lissabon. Es macht erst Sinn Mittags mit dem Strom den Tejo herauf zufahren, dass will ich mir nicht nehmen lassen. Kurz vor dem Ablegen treffen wir Mittags eine Kollegin von Jens, Regina Frank, die mit portugiesischem Mann und Tochter hier lebt. Statt nur auf ´nen schnellen Kaffee, bleiben wir den Rest des Tages zusammen. Wir nehmen Regina ein Stück flussaufwärts mit bis in den Hafen von Oeiras, sie kommentiert die Küste und gibt mir Tipps zu aktuellen Ausstellungen in Lissabon. Ihr Mann João erwartet uns bereits mit dem Auto am Hafen und wir beeilen uns heute noch ein erstes Museum (CCB) in Belém zu besuchen. Abends laden die Beiden uns zum Rissottoessen nach Hause ein – im Treppenhaus stutze

ich – gleich betrete ich seit 2 Monaten zum 1. Mal wieder in eine Wohnung, wie fühlt sich das wohl an? Keine Entzugserscheinungen ! Bleibe gelassen und wir freuen uns mal für einen Abend Gesprächspartner für Kunst und Kultur zu haben.

Am nächsten Morgen, Donnerstag (15.9.) fahre ich von Oeiras in 15 Minuten mit dem Zug nach Lissabon, während Jens, die passende Strömung abwartet und die Strecke mittags in eineinhalb Stunden fährt. Entspannt ziehe ich durch´s Museum der alten Kunst. Bevor ich nachmittags mit Jens gemeinsam die Ausstellung im Museu do Chiado, einem Museum für zeitgenössische Kunst im Gebäude eines ehemaligen Klosters ansehe. Hier wie später im Centro de Arte Moderna der Fondacion Gulbenkian gilt unser Interesse besonders der Konkreten Kunst. Wieder inspiriert die Architektur Jens zu neuer abstrakter Fotografie. Die Museumsaufsicht guckt argwöhnisch: was macht dieser Mann da? Fotografiert der die Überwachungskameras an der Decke? Ein Fall von Spionage? Das Fotografieren des Raumes wird verboten. Erst als Jens auf die Idee kommt, der Aufsicht die ungegenständlichen Fotos im Display zu zeigen, darf er weiter fotografieren.

Wir durchstreifen noch zwei weitere Tage Stadt, Museen und Expogelände, fahren mit der historischen Straßenbahn und gehen lecker Probeessen in einer völlig untouristischen Gegend. Am Samstagabend ist´s so weit: ich packe zum ersten Mal an Bord meine Reisetasche und bügle bisher ungetragene Kleider. Am Sonntag um 11 Uhr kommt meine Gruppe an und ich werde das Bordleben für 6 Tage mit komfortablen Hotels (in Lissabon und Porto) tauschen.

la-coruna-hafen.JPGMarina La Coruna jens-expo.JPG

4. Bericht: Vilagarcia im Ria Arosa /Spanien bis Porto/ Portugal ( 01.09.- 07. 09.)

Montag, Oktober 10th, 2011

Chiloë – trans art lantico         

4. Bericht: Vilagarcia im Ria Arosa /Spanien bis Porto/ Portugal ( 01.09.- 07. 09.)

 

Ankerbucht Isla Arosa

Die Isla Arosa mitten im Ria Arosa lockt uns mit seinen großen rundgewaschenen Felsen und wir legen zwei Ankertage auf der Insel ein. Schwimmen, Felsen fotografieren und Insel erkunden. Im ganzen Ria schwimmen hunderte von Muschelbänken (hölzerne Flöße von ca. 20x20m).

 

 

Von Ferne glaubt man kaum zwischendurch fahren zu können, doch tagsüber, wenn man die flachen schwarzen Flöße gut sieht und kommt man leicht hindurch und es ist erstaunlich tief dort (zwischen 35 und 50 m). Am zweiten Ankertag schwärmen wir der Rancho Relaxo Crew von unserer kleinen Trauminsel vor und wir freuen uns und winken von den Felsen, als sie am Nachmittag einlaufen. Kurz vor Mitternacht dreht dann allerdings der Wind auf Nord und es wird ziemlich ungemütlich auf Legerwall. Beide Schiffe beschließen nach Caraminal, an der Westseite des Rias zu wechseln. Also Anker auf!

Dabei verhakte sich die Windfahnensteuerung der Rancho in einer gelben Boje. Jens leuchtet mit unserem kräftigen 55 Watt Scheinwerfer damit David sein Schiff von der Boje befreien kann, doch bei uns schmort die Sicherung durch. Die Rancho fährt los, sie kennen den Weg nach Caraminal schon. In der mondlosen Nacht durch ein Feld unbeleuchteter Muschelbänke zu steuern – was bin ich froh hinter der Rancho her fahren zu können. Da steigt Brandgeruch und Qualm von unten durch den Niedergang herauf. Der Kurzschluss hatte Folgen und Jens ist damit beschäftigt einen Kabelbrand zu verhindern, versucht den Brandherd zu finden und ausgefallene Geräte und Licht wieder in Betrieb zu bekommen. Das gelingt auch, aber der Geruch bleibt und nach 2 angespannten Stunden kommen wir wohlbehalten am neuen Ankerplatz an.

 

Bei Tageslicht stellen wir fest: ein Sicherungsautomat ist zusammengeschmolzen und hat die Leitung NICHT unterbrochen. Nur dass Jens sofort den Stecker des Scheinwerfers zog, hat Schlimmeres verhindert. Die Kabel liegen natürlich alle hinter Holzverkleidungen und unter der vollbeladenen Hundekoje.

 

Während wir die malerische Altstadt von Caraminal erkunden, erreicht Jens per sms die Nachricht vom tragischen Tod des wunderbaren Musikers Finn Martin. Er war bei einem artistischen Musikakt, bei dem er saxofonspielend Hauswände herunter geht, beim Stadtfest in Leipzig abgestürzt, unfassbar! Wir gehen spontan in die kleine, uralte Dorfkirche, neben der wir stehen und zünden zwei Kerzen an. Im Zusammenhang mit den Bühnenbildern für das Theater Feuervogel hat Jens mehrfach auch mit Finn Martin zusammengearbeitet. Fassungslos und traurig gehen wir zurück zum Schiff und Jens telefoniert mit Herrmann (Feuervogel) um Näheres zu erfahren. 

Auf den langersehnten Nordwind hoffend, kreuzen wir am Sonntagnachmittag (4.09.) aus dem Ria heraus und dann geht’s mit leichtem Wind vor der felsigen Küste gen Süden. Gegen 21 Uhr kommen wir bei Livemusik in der mondänen Marina von Sanxenxo an. Der Soundcheck klingt gut, aber kurz vor Mitternacht wird uns klar, dass wir den Hafen wechseln müssen. Nach Schnulzen und Kirmes ist uns heute wirklich nicht zumute. Auf dem kurzen Weg zur Marina von Porto Novo (1,5 sm) treffen wir unerwartet auf ein gigantisches Feuerwerk am Strand, fahren ein paar mal auf und ab und haben die besten Plätze auf See. Besser konnten wir die nächtliche Ausfahrt nicht timen.

 

In Porto Novo findet Jens am nächsten Tag hilfsbereite Elektriker der Marina direkt am Steg, die ihn bei der Suche nach einem neuen Sicherungsautomaten unterstützen. Wie befürchtet ist die alte Konstruktion hier nicht zu ersetzten, aber ein praktikabler und sicherer Ersatz wird gefunden. Ich kaufe Obst und kleine Muscheln auf dem Fischmarkt.

 

Dann kann die Fahrt nach eineinhalb Tagen weiter gehen. Auf dem Weg nach Süden gibt’s mal wieder Funkkontakt mit der Kira, Rancho Relaxo und Tamora, mit denen wir im Ria de La Coruna zusammen ankerten. Sie alle sind auf dem Weg zu den unter Naturschutz stehenden Isla de Cies, die Rancho liegt dort schon einige Tage vor Anker und schwärmt vom paradiesischen Leben. Eigentlich wollten wir die Insel auslassen, um schneller voranzukommen, aber spontan entscheiden wir auch dort vor Anker zu gehen. Die bergige grüne Insel ist zum Schwimmen und Wandern super schön, Jens und ich haben sie bereits im vergangenen Jahr lieben gelernt und so freuen wir uns wieder hier zu sein. Zum Sonnenuntergang rudern wir vom Ankerplatz an Land und nutzen das letzte Tageslicht für eine kleine Wanderung auf den zweithöchsten Berg. Gegen 23 Uhr treffen wir dann unsere große fröhliche Segler-Familie in einem idyllischen Gartenlokal überm Strand. Wir leeren noch so viel Weißwein wie möglich, doch da wir längst die letzten Gäste sind, lösen wir die Runde gegen halb eins auf und gehen mit guten Wünschen für die Weiterreise wieder auseinander und rudern zu unseren Booten.   

 

Ein Motorengeräusch weckt Jens morgens um 6 Uhr. Ein Fischer hat neben uns geankert, zu dicht, um ruhig weiter zu schlafen. Nichts wie weg, Anker auf und wir segeln los. 70 sm bis Porto liegen vor uns, wir bedauern den frühen Aufbruch nicht, auch wenn der Wind zum Segeln noch nicht reicht und wir erstmal ein paar Stunden motoren. Mittags dreht der Wind auf Nordost 3-4 und wir segeln mit ausgebaumter Genua die Küste entlang. Abends um 19.30 Uhr erreichen wir bei aufkommenden Wolken und kühlem 5er Wind den Hafen von Leixoës (bei Porto). Leinen fest, wir trinken einen Anleger. Als ich dann beim Kochen aus dem Fenster schaue, können wir die andere Seite des Hafens mit den Ladekränen nicht mehr sehen. Pottendicker Nebel, aber drinnen in unserem „Wintergarten“ (im Cockpitzelt) gibt’s Dinner bei Kerzenschein – total gemütlich, jetzt hier zu Hause zu sitzen. Die Rancho macht nachts um 1.30 Uhr neben uns fest, die Ärmsten mussten durch den dicken Nebel fahren, wie schön, dass wir noch was von der Küste sahen.  

2. Bericht:Guernsey bis La Coruña / Spanien (10. bis 20. August)

Montag, Oktober 10th, 2011

2. Bericht: Guernsey bis La
Coruña / Spanien (10. bis 20. August)

Guernsey (10.-12.08.) ist unser Ziel unter den Kanalinseln. Jetzt, nach vier
Wochen Reise, haben wir erstmals das Bedürfnis zu wandern und uns mehr als gewöhnlich
zu bewegen. Oh je, bei den ersten Steigungen unserer Küstenwanderung, die
gleich am Hafen beginnt, bekomme ich ziemlich bleierne Beine. Aber bald wird es
besser, vor allem, weil das Wetter schlecht ist. Es fängt an zu regnen und wir
landen nach nur 4 km Wandern in einem schönen Café mit Meerblick. Wir
beschließen den Rest der Insel mit dem Bus zu umrunden. Das beschert uns sehr
bequem und trocken einen Überblick, mit einem erfrischenden Aufenthalt an der
flachen Nordküste. Begeistert klettern wir dort über spannende rundgewaschene
Felsen und beruhigt beobachten wir das Meer mit spritziger Gischt und Nebel –
kein einladendes Segelwetter. Am nächsten Morgen geht´s früh um 7 Uhr los.
Auslaufen über die Hafenschwelle ist hier nur mit Hochwasser (2 Std vor bis 2
Std nach HW) möglich, losfahren zu anderen Zeiten ist ausgeschlossen wegen der
Wassertiefe über der Schwelle in der Hafeneinfahrt. Leider.


Von Guernsey segeln wir mit immer noch diesigem Nieselwetter, aber angenehmen
2-4 Windstärken nach Süden zur Bretagne. Die nächsten Häfen Lezardrieux,
Trébeurden und L´Aber wrac ´h (sprich: Laberwrack) liegen alle etwas
landeinwärts in Flussmündungen. Die Ile de Bréhat mit ihren faszinierenden
roten Granitfelsen ist fantastisch und das Segeln durch die fjordähnliche
Landschaft des Trieux ist wunderbar. Vorbei an zahlreichen Jollenseglern und
Surfschulen segeln wir mit 3 / 4 Bft. in der Abendsonne durch die malerische
Flusslandschaft in den kleinen Hafen von Lezardrieux (12.08). Beim Segeln in
dieser Region ist man nicht allein vom rechten Wind abhängig, sondern ebenso
entscheidend ist hier, für Ostseesegler ganz ungewohnt, die Tide. Bei 3 kn
Strom fahren wir mitlaufend 8 kn , während gegen an nur 2 kn über Grund (kn =
Knoten = Seemeilen/Std), also brauchen wir für eine Strecke von 24 Seemeilen
entweder 3 Std oder 12 Std, je nachdem wie die Tide läuft. Da stehen wir gerne
um 6 Uhr auf um mit der Strömung aus der Flussmündung herauszufahren.

So kamen wir trotz Gegenwind und Schietwetter so gut voran, dass wir in
Trébeurden (13.08.) zunächst vorm Hafen an der Warteboje festmachen müssen.
Auch hier gibt es wieder so eine Schwelle und bei Niedrigwasser sieht die Mole
mit dem Hafen aus wie ein großer Pool. Jens nutzt die Wartezeit bis zum
Hochwasser, um hier erstmals von Bord aus zu schwimmen. Doch die Freude des
warmen Wetters währt nicht lange. Gerade als wir mit dem Hochwasser endlich im
Hafen festgemacht haben, beginnt es sehr kräftig zu regnen. Beim Landgang kommt
jetzt zum ersten Mal mein neues Ölzeug zum Einsatz: dem Regen trotzend, fahren
wir mit komplettem Ölzeug auf unseren Rollern bergan zum Supermarkt am
Ortsausgang. Barfuß in Sandalen, aber mit dicken Regenjacken und -hosen
schieben wir unsere Klapproller im Einkaufswagen durch den Supermarkt, werden
beäugt wie Marsmännchen und kaufen herrliche französische Spezialitäten ein.
Bei Spaghetti mit Scampis und leckerem Wein kann man das Wetter prima
ignorieren.

Am nächsten Tag wieder wenig Wind, 3 Std segeln und 8 Std motoren, aber
wenigstens klart es auf und bei abendsonnigem Sonntagswetter laufen wir in den
Hafen von L´Aber wrac ´h  ein. Später
macht die deutsche Yacht Kira aus
Datteln neben uns fest. Neugierig auf die Crew dieser voll beladenen Stahlyacht
vom Typ Reincke, schnacken wir nachts um halb eins mit der heimkehrenden Crew.
Claus und Tim haben fast zur gleichen Zeit in Deutschland ihre Leinen los
gemacht und wollen in vier Jahren um die Welt. Erfreut erstmals
Gesinnungsgenossen zu treffen, verschieben wir daraufhin am nächsten Morgen
unsere Weiterfahrt, um Claus und Tim näher kennenzulernen. Zu Viert mit 5
Laptops verbringen wir einen ersten gemeinsamen Tag auf der Chiloë. Tim und
Jens installieren auf Jens Rechner ein Navigationsprogramm mit den üblichen
Problemen von Treiber und Co. Claus chattet im Cockpit, ich sitze daneben und
rufe Jens unter Deck an, um meine Skype-Installation zu testen. Unser
intensiver Electronik-Kommunikations-Tag endet Abends beim gemeinsamen Grillen
auf dem Steg. Beim Ablegen am nächsten Morgen um 7 Uhr schaut Claus gerade wachgeworden
kurz aus dem Cockpit heraus. Die Kira-Crew startet mit einem neuen Rekord: 3
Minuten zwischen Aufwachen und Ablegen! So segeln wir gemeinsam los nach
Camaret-sur-mer, etwas südlich von Brest. In Camaret, unserem letzten Hafen vor
der Biskaya, machen wir letzte Vorbereitungen für unseren ersten längeren
Segelschlag. In der Hoffnung auf wärmere Zeiten wird die Solarzelle
angeschlossen und frisches Obst, Gemüse und Fisch für die Überfahrt eingekauft.
Das Baden im Meer ist für mich nach Oostende erst das zweite mal
Schwimmen.  Danach steigen wir ganz
fasziniert über und um den Schiffsfriedhof und nehmen uns Zeit für eine
ausgiebige Fotosession.

Eigentlich wären wir gerne noch etwas geblieben, aber die Wetterlage und Vorhersage
ist so günstig für die Biskaya, dass wir gleich am nächsten Abend, dem 17. 08.
um 20 Uhr die Leinen loswerfen und der Abendsonne entgegen segeln. Die Kira
startet gleichzeitig mit uns, so dass wir nicht ganz alleine unterwegs sind.
Auch wenn sie schon bald nicht mehr in Sicht sind, es ist ein anderes Gefühl
und über Funk telefonieren wir alle paar Stunden mal miteinander, bis der
Abstand zu groß geworden ist (über 30 sm). Sie fahren eine westlichere Route
und haben mit erheblichem Schiffsverkehr zu kämpfen. Wir fahren wegen dem
vorhergesagten Ostwind auf direktem Kurs Richtung La Coruña und die Biskaya,
das gefürchtet Meer, zeigt sich von seiner freundlichen Seite.

Wir segeln 3
Tage und 3 Nächte bei ruhigem Wetter und 
2-4 Windstärken. Herrlich – diese Ruhe, nichts anderes zu tun als zu
Segeln und nichts erledigen zu müssen, keine Probleme mit Laptop und
Internetzugang. Wir lesen zum ersten Mal, abwechselnd in unserer Wache im
selben Buch(James Warram: 2 Girls -2 Katamarane). Unser System, Wachwechsel
alle 3 Stunden, klappt gut. Alles ist wunderbar entspannt und wir genießen das
Leben auf dem Meer. In der zweiten Nacht flaut der Wind noch mehr ab und die
Segel fangen an zu schlagen, wenn wir in der Dünung rollen. Schließlich bergen
wir das Groß und schaukeln mit 3 kn durch die Nacht. Am nächsten Mittag,
motiviert durch eine vorbeiziehende andere Yacht, packen wir den Spinnaker aus
und segeln gut 12 Stunden unter dem ‚Ballon’. Dann um Mitternacht zum 20.
August werde ich geweckt –  der Wind hat
aufgebrist und mein Geburtstag beginnt mit dem Bergen des Spinnakers auf dem
Vorschiff, bei Böen von 4-5 Bft wird es Zeit das große Tuch in den Sack zu
bekommen.

Nach dem
Segelbergen gibt’s dann Sekt bei echtem Kerzenschein und imaginären Blumen. Zu
diesem Geburtstag kommen ganz besondere Gäste: Mittags begleitet uns eine
Gruppe Delfine, sie schwimmen ein Weilchen mit und um uns herum. Am
Spätnachmittag als die Küste dann 8 Meilen voraus sichtbar wird, weihen wir
unsere Solardusche auf dem Vordeck ein. Tatsächlich ist das Wasser in dem schwarzen
Plastiksack gut aufgewärmt und nach der Eimerdusche mit Salzwasser ist das
warme Süßwasser besonders angenehm.

 
Abends um 22 Uhr treffen wir in La Coruña ein. Wir haben es geschafft,
spätestens am 20. August in La Coruña zu sein. So gelingt es uns gerade noch
Jouke Lemmers zu treffen, der mit seinem Schiff, der Cherokee von Marokko zurück nach Holland Chartertörns fährt. Auf
seinem Schiff verbrachten wir im vergangenen Jahr unsere ersten gemeinsamen
Segelstunden genau in diesem Revier. Ein fröhliches Wiedersehen und wir sind
besonders interessiert wie das Segeln in Marokko war, planen wir doch diese
etwas weniger befahrene Route zu den Kanaren zu wählen. Um halb Zwölf gehen wir
auseinander. Wir lassen uns entspannt treiben und gehen den Ohren nach bis wir
auf dem großen, umbauten Rathausplatz ankommen. Tatsächlich – es ist super gute
Livemusik, eine Dire-Straits-Coverband. Klasse!! So freuen und tanzen wir auf
dem illuminierten Platz bis Nachts um 1 Uhr. Ein wunderbarer Ausklang meines
Geburtstages und einer guten Überfahrt.


Claus und Tim von der Kira verpassen diesen super Musikevent. Verwundert warten
wir den ganzen nächsten Tag auf ihr Eintreffen, und dann um Mitternacht rufen
sie an,  sie melden sich von See,
brauchen noch 2 Stunden und leiden unter Nikotinentzug. Per Satellitentelefon bestellen
sie bei uns eine Packung Marlboro. Nachts um 2 Uhr (28 Stunden nach unserer
Ankunft) nehmen wir ihre Leinen an und hören bei Zigarettenrauch und Bier von
ihrer Biskayaüberquerung. Im Gegensatz zu uns haben sie selbst bei nur 1,5
Knoten Fahrt ihren Motor nicht angeschmissen. Stattdessen Deckchairs auf dem
Vordeck aufgestellt und lesend, nach alter Seemannsmanier die Langsamkeit des
Reisens ausgehalten. Nun solche Hardliner sind wir dann doch nicht.  

Während der 345 sm Biskaya haben wir 8 Stunden den Motor laufen lassen. Im
Vergleich zu den 115 Motorstunden auf 1300 sm der Gesamtstrecke eine
erträgliche Zeit.



3. Bericht: Spanien – La Coruña bis Vilagarcia im Ria Arosa ( 22.08.- 1. 09.)

Montag, Oktober 10th, 2011

Chiloë – trans art lantico         

3. Bericht: Spanien – La Coruña bis Vilagarcia im Ria Arosa ( 22.08.- 1. 09.)

Unser erster Mitsegel-Besuch kommt. Antonia (meine Nichte und Patenkind) verbringt eine Woche über ihren 18. Geburtstag an Bord. Nach der Biskaya bleiben uns nur ein paar Tage zur Vorbereitung und für immer noch unerledigte Büroarbeiten. Ich habe mit der Planung meiner Kulturreisen zu tun, Jens mit dem Steueramt (Zweitwohnungssteuer) und dem Amtsgericht wegen der Vertretung zur Betreuung seiner Mutter. Wieder nervt die Arbeit am Computer, immer wieder fliegen wir aus dem Netz.

Der Andrang auf die Waschmaschinen und den gratis Trockner ist groß, denn es gibt hier erstmals überwiegend Langzeitsegler und das Wetter ist sehr gemischt und feucht. Wir waschen nach Mitternacht, dann ist die Maschine frei! Allein an unserem Steg liegen Segler aus 8 verschiedenen Nationen. Hier sind wir keine Exoten mehr, die ein ganzes Jahr mit dem Schiff unterwegs sind. Im Gegenteil – wir haben nur ein Jahr Zeit und sind damit unter den Weltumseglern die bedauernswerte Ausnahme.

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