Archive for November, 2011

8. Bericht: Leben in Essaouira (16.- 19.10.11)

Samstag, November 26th, 2011

 Fischerboote in Essaouira

Wir leben mit den Fischern im Hafen. Die erste Nacht ist äußerst unruhig! Der Schwell treibt uns gut zwei Meter vor und zurück, die Leinen rucken, die Fender quietschen, wir fürchten ums Material. Der Franzose neben uns hat sich an unserem Schiff mit nur kurzen unelastischen Schoten festgemacht. Wir liegen zwischen dem Seenotretter und der französischen Yacht und werden durch ihre ungleichen Bewegungen ordentlich hin und her gezogen. Auf ein Frühstück im Freien verzichten wir gleich am ersten Morgen, ganz entsprechend der ins häusliche Innere orientierten Lebensweise der Marokkaner. Wir hängen fliegen- und blickdichte weiße Stoffe vor den Niedergang und frühstücken im Salon. Wie angenehm, so haben wir mitten im Hafentrubel unsere Privatsphäre. Da Madame nebenan ganz gesprächig ist, stehen an der Reling des Seenotretters immer ein paar Leute herum, schauen was wir treiben und fragen was wir brauchen könnten. Ein junger, nicht zur Besatzung gehörender, Marokkaner ist da besonders aktiv und geschäftstüchtig. Statt nicht vorhandener Dusche bekommen wir ein Hamam,  exklusiv für uns allein angeboten, doch Madame vom Nachbarschiff kommt gar nicht von Bord, eine zu schwierige Kletterei und ich verzichte auf dieses Exklusivangebot.

 Chiloé im Hafen von Essaouira (Suchbild)

Wir zahlen den stolzen Preis von 24 Euro pro Nacht, ohne Stegzugang, ohne Strom- oder Wasseranschluss. Da ist auch nicht zu verhandeln, es gibt eine staatliche Liste erklärt uns der freundliche Hafenmeister. Den notwendigen Service organisieren unsere Nachbarn vom Rettungskreuzer. Der Franzose braucht Diesel bevor er weiterfährt, es wird ein Marokkaner mit Handkarren organisiert. Kurz entschlossen hänge ich mich dran, Jens muss zur Hafenpolizei, einklarieren. Schnell leeren wir unsere Kanister und dann geht’s los. Der Franzose, der Marokkaner mit Handkarren und ich spazieren über die Küstenstraße zur nächsten Tankstelle, tanken (73ct pro Liter) und dann geht die Karawane wieder zurück. Zwei Tage später bekommen wir eine exklusive Extralieferung von unseren hilfsbereiten Nachbarn – gereinigter Diesel aus dem Rettungskreuzertank, vom Maschinisten frisch gezapft, 20 Liter für 10 € .

 Wir atmen auf als die Franzosen Mittags endlich ihre Leinen los machen. Die Schaukelei wird sogleich erträglicher, unsere Leinen und Chiloë entlastet. Jetzt sind wir neben einem einzigen einheimischen Dauerlieger, das einzige Segelboot im vollen Hafen. Vom Kai aus liegen wir klein und versteckt neben unserem großen Schutzboot und genießen es mittendrin zu sein. An Land sind wir Touristen wie es hier viele gibt. Doch hier in unserem schwimmenden Zuhause zu sein, und nicht im 4-Sterne Hotel zu logieren macht doch einen feinen Unterschied. Wenn ich tagsüber vom Landgang zurück an Bord klettere, steht jedes Mal der freundliche Kapitän des Rettungskreuzers an der Reling, streckt seinen Arm aus, um meinen Rucksack heraufzuheben und würdigt meinen Aufstieg die Bordwand rauf an Deck (über Reifenfender und Reling ca. 2,5 m) mit einem anerkennenden Blick. In diesem Moment fühle ich mich gar nicht touristisch. Mit unserer Chiloë im Fischereihafen gehören wir doch auch ein bisschen dazu, zu den Menschen, die hier mit und vom Wasser leben.
Kletterpartie
Am nächsten Tag wollen wir Einkaufen. Der Maschinist nennt uns einen Supermarkt, wo wir zu ausgewiesenen Preisen einkaufen können. Auch wenn uns das nicht wichtig scheint, es ist  doch angenehm nicht jeden Preis aushandeln zu müssen. Der Supermarkt liegt hinter der Medina, ein Stück außerhalb. Das Taxi kostet 60 Dirham (60 ct), sagt der Maschinist, wir sind gut informiert und steigen direkt im Hafengelände ins Taxi zum Supermarkt. Es klappt wie geplant und wir sind am anderen Ende der Stadt. Auf der breiten vierspurigen Ausfallstraße fahren neben Taxis hauptsächlich Pferdekutschen, die hatten wir bisher noch nirgendwo gesehen.
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Und je weiter wir uns vom Zentrum entfernen, desto mehr werden es. Kurz vor dem Supermarkt ist ein Droschkenplatz, da stehen zig davon – wir staunen und gehen erst mal einkaufen. Der Supermarkt bietet zahlreiche vertraute Produkte, Haribo, bekannte Pastamarken u.a. Wir kaufen verpackte Lebensmittel, Fleisch, marokkanische Apfelsinen und etwas Gemüse, verstauen es in unseren Rucksäcken und ziehen los. Nach einigen Schritten ist klar wir sind am Stadtrand gelandet. Hier kommen Touristen normalerweise nicht her. Wozu auch?  Wir lassen die Taxis an uns vorbei fahren und gehen durch die Mittagshitze zum Droschkenplatz, mal gucken.

der ganz andere Rückweg

Die Pferdekutschen sind die Taxis der Einheimischen, keine Touristenattraktion wie sonst in der Welt. Jens fragt nach Preisen, 250 Dirham. Ich „Marokko erfahren“ (eine vierzehntägige Rundreise :-)) protestiere – viel zu teuer! Wir schlendern ein bisschen rum, handeln weiter und schließlich fahren wir für 150 Dirham zurück zum Zentrum. Alle Kutschen sind individuell bemalt, mit Spiderman und anderen Motiven, den mageren Pferden ist eine Futtertasche vors Maul gehängt, sie haben offensichtlich ein karges Leben.

 Pferde-Taxi

Nach wenigen Metern fahren die Kutschen von der Asphaltstraße ab und wir kommen durch ein ganz anderes Essaouira. An der Staubstraße liegen Autowerkstätten, kleine Handwerksbetriebe, Schreinereien und eine Gerberei. Wir staunen und können während der holprigen, uns viel zu schnellen Kutschfahrt gar nicht lange genug gucken, geschweige denn fotografieren. Es ist wunderbar, bei jeder Aktivität in dieser Stadt entdecken wir ein anderes Essaouira. Am liebsten wären wir nochmal mit der Kutsche hin und her gefahren, aber unsere Lebensmittel müssen an Bord. 

Gerberei

Direkt am Hafen gibt es, neben einem Reparaturslip auch eine „Werft“ (ein open air Gelände) die nagelneue Fischkutter aus Holz bauen; den Kiel aus Eiche, die Spannten aus Eukalyptus und die Beplankung aus Teak. Die großen Kutter (ca. 25m lang) sind für Sardinen (bis zu 5 Tonnen), die kleineren, ca. 12–18m lang, sind für die großen Fische (Thunfisch, Schwertfisch etc.). Es dauert ein Jahr von der Kiellegung bis zur Fertigstellung. Wir staunen vor allem, dass sie aus Holz sind, denn die alten im Hafen sehen alle total verrostet aus!

 Schiffsbau in der Werft

Bei den kleinen Booten kann man an der Farbe erkennen welche Fische sie fangen, die blauen sind hier z.B. für den Sardinenfang.

Sardinenboote

Schon lange vor dem Einlaufen der Kutter versammeln sich große Menschentrauben auf der Kaimauer. Kühl-LKW’s,  Händler, Restauranteinkäufer und Privatverbraucher bilden eine bunte Menge, die manchmal stundenlang warten und palavern. Dazwischen vermummte alte Frauen mit Eimern oder Taschen, die blitzschnell jene Fische aufsammeln, die beim Verladen auf den Boden fallen.  

 geschäftiges Leben am Pier

Die drei Tage kommen uns vor wir ´ne ganze Woche. Doch wir wollen weiter zu den Kanaren und die Liegegebühren sind hier recht teuer. Noch bis zuletzt laufen wir mit dem Fotoapparat die Stadtmauer entlang durch die Medina, zu Ecken die wir erst am Vorabend entdeckten. Kaum zurück an Bord drängt die die Zeit. Ein Katamaran und eine weitere Yacht kommen in den Hafen und alle müssen hier längsseits ins Päckchen, da sehen wir zu, dass wir wegkommen. Wir nehmen Abschied von der freundlichen Besatzung des Rettungskreuzers (der Käpt’n hatte uns noch schnell ein paar Scampis vom Fischmarkt besorgt) und fahren mit ein bisschen Wehmut los. Gern wären wir noch ein wenig geblieben, doch mit einem 7 Meter breiten Katamaran und einer weiteren Yacht an unserer Seite (und immer noch Schwell im Hafen), gefiel uns dieser Platz dann doch nicht mehr.

Die Stadt des Lichtes und des Windes

1. Bericht: Hamburg bis Cherbourg (17.7.-08.08. 2011)

Samstag, November 26th, 2011

Hamburg Citysporthafen

Am Sonntag, den 17. 7. Um 07.15 Uhr verließen wir den City Sporthafen Hamburg und segelten in trübem Grau, aber mit Südwind die Elbe hinab nach Cuxhaven. Wir sind froh jetzt endlich unterwegs zu sein, nach monatelangen Vorbereitungen (die dennoch nicht abgeschlossen sind) und einem über Wochen verteiltem Abschied nehmen, Party Hagen, Party Hamburg, immer wieder Gäste an Bord, Winken am Steg und zuletzt sogar noch singende Freunde, die uns in Schulau am Willkommenshöft einen Abgesang mit Akkordeon boten). Wir können es selbst noch kaum glauben, haben kein Gefühl für das Fernziel Südamerika und was es bedeutet ein Jahr bzw. voraussichtlich 9 Monate auf der Chiloë zu segeln und zu leben. Alle (gut 50) Stauräume und Backskisten sind voll, z.T. vollgestopft. Was haben wir nicht alles an Bord: Lebensmittel und Getränke (inkl. Bordbar und Weinkeller) für einige Wochen, Seekarten und Handbücher von der Elbe bis zum Rio de la Plata, eine Reparaturwerkstatt und Ersatzteillager, Segel ( 6 Vorsegel), 160 l Trinkwasser und 110 l Diesel, dazu 1 Atelier und 2 Mini-Büros sowie ausgesuchte Kleidung für alle Wetterlagen.
Und das braucht alles seinen Platz auf 10m Länge und 3 m Breite. Und – wir wollen es nicht nur per Zufall wiederfinden. Doch unsere gut geplanten Staupläne – sie müssen noch immer  warten, es gibt wichtigeres und immer wieder Unvorhergesehenes zu erledigen.  

Segeln die Elbe runter  

Segeln auf der Elbe
Am zweiten Tag auf halber Strecke von Cuxhaven nach Helgoland kam Wasser ins Schiff  (geschätzte 10-15 l / Std). Jens sieht es beim Routineblick in die Bilge und nimmt an, es kommt durch einen undichten Borddurchlass am Seeventil für das Motorkühlwasser. Also kehren wir um (ich hänge nebenbei seekrank über der Reling) und schon am zweiten Nachmittag wird Chiloë in der Cuxhavener Boots und Schiffswerft aus dem Wasser gekrant. Dabei wurden die Gurte falsch angesetzt und das Schiff kurzzeitig am Ruder angehoben, wodurch ein weiterer Schaden am Ruder entstand (im unteren Bereich war Laminat aufgeplatzt, GFK-Schaden). Der Borddurchlass war am Dienstag morgen schnell erneuert, aber die Reparatur des Folgeschadens am Ruderblatt dauerte mit Farbaufbau einen ganzen Tag länger, auch wenn die Werft es anstandslos und sauber reparierte. Leider verpassten wir dadurch aber 2 Tage herrlichen N-Wind, mit dem wir gehofft hatten angenehm und schnell nach Holland zu segeln. Am Mittwoch (21.07.) dann von Cuxhaven nach Hooksiel (nördlich von Wilhelmshaven am Jadebusen). Dort ´verstecken´ wir uns das ganze Wochenende vor dem aufkommenden Sturmtief. In der Jade hatten wir bereits mit dem Phänomen ‚Wind (5 Bft) gegen Strom‘ und den dadurch entstehendem Seegang (bis ca. 2-2,5m von achtern) Bekanntschaft gemacht. Dabei hatte bei einer etwas unfreiwilligen Halse der (haltende) Bullenstander einen Relingsfuß ausgerissen – die nächste Reparatur. 

Werft in Cuxhafen

Und schon wieder kam Wasser ins Schiff (oder immer noch?), trotz Werftreparatur. Die Ursache fand Jens diesmal bei einem undichten Schlauch mit Borddurchlass im Heck (dem Ablauf in einer ‚Kiste‘ für die Rettungsinsel). Durch unsere enorme Zuladung war die Wasserlinie 7 cm höher gekommen, was bedeutet, das dieser sonst immer weit über der Wasserlinie gelegene Bordauslass nun bei achterlichen See unter Wasser war. Das neue selbstverschweißende Rescuetape wurde um den Schlauch gewickelt und half prima! Natürlich war dies bei Seegang kopfüber in der Backskiste hängend zu erledigen. 

Das Wochenende in Hooksiel nutzten wir um von unserer endlosen Liste ein paar Positionen abzuarbeiten; vordringlich war: Ordnung schaffen und neu verstauen, damit wir nicht immer wieder alle Dinge von A nach B und zurück nach A räumen. Außerdem war das erste Mal Ausschlafen angesagt, denn unsere Nerven waren ziemlich strapaziert, hatten wir doch seit Wochen kaum einmal mehr als 5 Stunden geschlafen. Der Sonntagsbesuch meiner Familie war uns eine schöne Unterbrechung unseres Arbeitslebens an Bord.

Montagmittags (25.7.) war der Wind soweit abgeflaut, dass wir  mit der Tide (Schiebestrom) raus aus unserem „Loch“ nach Wangerooge kamen. Wir genossen im milden Licht der Abendsonne die interessante Fahrt durchs Wangerooger Priggen-Wattfahrwasser. Abends festgemacht und am nächsten Morgen um 8 Uhr ging es weiter Richtung Borkum.

Priggen-Fahrwasser im Wattenmeer

Endlich ein wunderbares Segeln, bei abflauendem achterlichen Wind kam sogar der Spinnaker zum Einsatz, als der dann nicht mehr stand, musste der Motor ran. Dann aber, nach 3 Stunden stellte dieser seinen Dienst ein. Kein Diesel mehr im Tank? Obwohl der Tank noch fast halbvoll war? Zum Glück gab es gerade passend wieder Wind zum Segeln. Doch leider etwas zu früh, kurz vor der Einfahrt nach Borkum, verließ er uns wieder. Und als uns dann der einsetzende auslaufende Tidenstrom so langsam wieder auf die Nordsee zurückschob, war nichts mehr für uns zu machen. Jens griff zum Hörer und rief über UKW Bremen Rescue um Hilfe an, die uns an die „Alfried Krupp“ der DGzRS verwies. Dieser Seenotrettungskreuzer (lag auf Borkum, nicht in Essen) schickte uns sein Tochterboot mit dem passenden Namen ‚Glückauf‘, das uns dann locker in 2 Std (natürlich mal wieder gegen den Strom) in den Hafen von Borkum schleppte. Es war Mitternacht bis wir dann einen Anleger nahmen.      

Abgeschleppt von der “Glückauf”

Am nächsten Morgen dann die Fehlersuche. Vermutungen zielten auf den im letzten Winter nagelneu eingebauten Dieseltank (Verunreinigung durch Späne oder Dichtungsreste?). Nachdem der einzige Mechaniker der Insel im Urlaub war und der Automechaniker aus der Werkstatt am Hafen Hilfe ablehnte, wurden wir nochmals vom Rettungskreuzer unterstützt. Es kam ein wunderbar ruhiger, freundlicher und hilfsbereiter Maschinist an Bord. Gemeinsam prüften Jens und er alle Leitungen, sie fanden nichts außer Luft und nach dem obligatorischen Entlüften, lief der Motor wieder. Der hatte wohl irgendwo Luft gezogen und so alle Filter leer gesoffen (hoffentlich!?). Damit ging auch dieser Tag und seine Tide dahin.

Meine Güte,10 Tage von Hamburg bis Borkum!!! In dem Tempo brauchen wir ja eineinhalb Jahre bis Buenos Aires. Geht denn das überhaupt nicht mal voran?  

Segeln unter Spinaker

Am nächsten Morgen (28. 7.) legen wir um 06.15 Uhr ab, nachmittags 3 Std Spi und wunderbarer N – NW Wind. Die neue, wasserdichte Videokamera von GoPro kommt auf dem Vordeck zum Einsatz. Die Bugwelle aus nächster Nähe filmen (in der Hand über die Bordkante gehalten), damit beginnt Jens künstlerische Arbeit im Rahmen unseres Projektes trans art lantico.

Endlich läuft´s und so fahren wir gleich die Nacht durch bis Scheveningen (Den Haag), was ca. 150 sm (270km) sind und nach einem ersten Museumsbesuch und einer Nacht Pause,  geht’s weiter nach Oostende. Endlich machen wir mal ein paar Meilen gut. In Oostende liegen wir in der Mercator Marina des Royal North Sea Yacht Club, mitten in der  Innenstadt. Beim Kochen an Bord schaue ich aus dem Pantryfenster, dort rauscht die Straßenbahn vorbei, das Hafenbecken ist von Straßen und Autos umzingelt, blau erleuchtet, der nahgelegene Bahnhof. Wir verbringen ein erholsames Wochenende in der Stadt. Natürlich mit diversen Arbeiten am Schiff. Montag kommt meine Schwester aus Unna mit Familie zu Besuch und bringt noch einige fehlende und zu spät gelieferte Dinge mit. Das beschert uns, bei warmem Sommerwetter sogar einen Nachmittag am Strand mit Schwimmen gehen und Eis essen! 

Dienstag geht’s weiter nach Frankreich. Wegen schlechter Sicht beschließen wir auf der französischen Seite des Kanals zu bleiben. Eine entgegenkommende Fähre macht deutlich: Sichtweite knapp 2 sm bei ihren 20 kn und unseren 6 kn stoppen wir 4,5 Minuten von ’in Sicht kommen’  bis ‚quer ab’. Da fahren wir nicht so gerne über den (vielbefahrenen) Kanal.

Dieppe

Die entgegenlaufende Tide „verschlafen“ wir in Boulogne und mit einem frischen Baguette an Bord fahren wir weiter nach Dieppe. Die geradlinigen Kreidefelsen ‚gegenüber’ von Dover geben ein spektakuläres Panorama ab. Im Hafen von Dieppe beeindruckt uns dann, wie die Schiffe fast bis zu den Mastspitzen im Hafenbecken verschwinden, von dunklen, hohen Mauern umgeben steigen wir dann bei Hochwasser um 9,50m fast wieder bis zum  Straßenniveau auf  – was für ein Tidenhub. Günstiger Südwind, wenn auch mit Regen, schiebt uns am nächsten Tag nach Fécamp, wo wir erstmals endlich einen wunderbaren Sonnenuntergang am Strand und einen Pastis auf einer Hotelterrasse am Meer genießen.   

Mittlerweile haben wir auch gelernt, mit den Tiden zu planen und so geht’s am übernächsten Morgen bereits um 04.35 Uhr aus dem Hafen und mit zwei mitschiebenden Tiden schaffen wir bis 22 Uhr die 90 sm bis Cherbourg. Wind kam allerdings leider erst gegen 17 Uhr auf, so dass wir nach 12 Std. motoren zumindest noch 5 Std. segeln konnten.

Hier in Cherbourg liegen wir jetzt hinter einem historisch und architektonisch beeindruckendem Schutzwall (und 5 Forts) gut geschützt in einem megagroßen Yachthafen (1550 Plätze) und warten (die Zeit nutzend) bei böigem Westwind mit Gewittern auf besseres Wetter. Als nächstes Ziel liebäugeln wir mit den Kanalinseln und freuen uns auf einen erholsamen Wandertag auf Guernsey – hoffentlich.

10. Bericht: Kanaren (2) Teneriffa (1. – 16.11.11)

Mittwoch, November 16th, 2011

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Santa Cruz de Tenerife  – der Hafen gefällt uns nicht besonders und trotzdem liegen wir hier fast eine Woche. Eine große Marina, vom Atlantik durch eine lange unübersehbare Mauer getrennt und geschützt. Draußen kaum Wind, aber 5m Welle. Gut, dass wir noch rechtzeitig herüber gesegelt sind.


Wir verbringen die Hafentage mit allerlei anstehenden Arbeiten, vorrangig mit der Fertigstellung unseres ersten Fotobuches als Geburtstagsgeschenk für Mutter Hacksteins 75ten. Aus mehreren 1000 Bildern eine kleine Auslese zu treffen, das ist die erste Herausforderung. Natürlich gefällt uns das in 3 Minuten fertiggestellte Layout nicht. Als Greenhorn sitze ich dann aber zwei Tage daran, ein individuelles Layout zu realisieren. Und noch länger dauert es, die Fehlermeldungen zu beseitigen und die Bestellung abzuschicken. Der Weg zum nächsten Internet ist lang, doch dank unserer Roller sind´s nur 10 Minuten bis zum 1 Euro Frühstück mit Cafe, Toast und Gratisinternet bei Mc Donalds.

Das Auditorium von Santiago Calatrava sehen wir schon bei der Ansteuerung des Hafens von See. Eine Oper wie in Sydney wollte man für Santa Cruz. Begeistert von der dynamischen Architektur dieses spanischen Stararchitekten rollern wir gleich am ersten Tag hin. Welch glücklicher Zufall – wir sind gerade richtig zum Tanzfestival FAM (Festival de Arte Movemiento) hier! An drei Abenden erleben wir modernen Tanz und ganz nebenbei das spannende Auditorium von Innen und mit all seinen Finessen. Während wir auf eine Tanzperformance im Foyer warten, schwenkt langsam die gesamte Fensterfront nach oben. Musik läuft und wir sehen über den dunklen Vorplatz aufs Meer. Da fährt ein Truck vor und setzt langsam zurück, die Ladefläche vor´s Foyer schiebend. Der Fahrer steigt aus, öffnet den Container und im leeren Innenraum beginnt eine Tänzerin sich zu bewegen. Verdammt gut inszeniert. Wir genießen es, nach langer Zeit und so unerwartet Tanz auf hohem Niveau zu erleben.

Zudem traf die SY Jacqueline, eine Segelyacht aus dem heimatlichen Großenbrode am 2. Tag direkt neben uns ein. Wieder einmal vertraute und nette Nachbarn. Dies ist die letzte Gelegenheit Lutz und Armin vor ihrer Atlantiküberquerrung nochmal zu treffen, denn sie wollen schon in einer Woche los zu den Kap Verden und in die Karibik. Wir verbringen einige gemeinsame Abende im Auditorium und in der Gastromeile  der Stadt mit Blick auf den „Laufsteg“ der schönsten Frauen von Teneriffa .  

 

Uns zieht es weiter, wieder mal in die Natur. Auf der Suche nach einem schönen Ankerplatz segeln wir bei frischem Nordost in den Süden Teneriffas. Nur mit der Genua (Vorsegel) läuft Chiloe 5-6 Kn.  Schön schnell zieht die Küste mit beeindruckendem Panorama an uns vorüber. Gegen Abend schläft der Wind langsam ein und wir starten den Motor. Da hören wir einen Funkruf der Kira. Seit Portugal haben wir sie nicht mehr gesprochen, sie sind auch unterwegs, von Gran Canaria nach Teneriffa. Klasse – wir verabreden uns am angesteuerten Ankerplatz, vor dem Playa Tejita. Gegen 20 Uhr nähern wir uns dem Flughafen Teneriffa-Süd. Die Bucht ist vom gelben Licht der Flughafenscheinwerfer beleuchtet, zur Ostseite ist die Kontur des Moñtana Roja auszumachen, in dessen Schutz wir den Anker fallen lassen. Die Kira folgt uns und trifft nachts um halb zwei ein. Die Jungs paddeln gleich herüber und wir freuen uns bei ein paar Bierchen und Wein über unser Wiedersehen. Es gibt viel zu erzählen und so geht’s erst um vier in die Koje. Am nächsten Morgen zeigt der Blick im Hellen eine etwas bizarre Umgebung: zur einen Seite der Montana Roja mit einem schönen Strand, hinter uns der Horizont (wie wunderbar) und zur anderen Seite der Flughafen, eine lange Zeile von Reihenhäusern sowie undefinierbar lange Mauern, hinter denen sich Treibhäuser verstecken  wie wir später sehen. Dahinter erhebt sich in der Ferne die Vulkanberglandschaft und der Teide (mit über 3700 Metern höchster Berg Spaniens). Morgens sehen wir die langgestreckten Bergkonturen gut, mittags verschwinden sie in den Wolken und später schauen die Gipfel wieder heraus.

 Teide

Gleich nach dem Frühstück fahren wir mit dem Schlauchboot zum Strand und nach knapp 300 Metern Fußweg sind wir bei unserem „Briefkasten“, dem Trans Ocean Stützpunkt Teneriffa Süd, bei dem Post auf uns wartet. Ohne es vorher zu wissen, haben wir direkt vor der Haustür von Michael Pajonk (TO) geankert, wie wir bei unserem Anruf erfahren. Dichter geht’s nicht. Die neue SIM-Karte für Jens deutsches Handy ist da – endlich wieder Kontakt und erreichbar. Und überraschend ein Päckchen von Renate mit Aachener Printen als vorweihnachtlichen Gruß aus der Heimat – lecker!

Wir genießen das Leben in der Natur mit Sonnenauf-und Untergängen, gehen von Bord schwimmen und besteigen den Montaña Roja, um unsere Ankerbucht von oben zu sehen. Während die Jungs von der Kira beim Anlanden mit dem Schlauchboot am Strand gleich beim ersten Mal Pech haben und unfreiwillig baden, klappt es bei uns sehr gut.

Am dritten Tag sind wir zum Einkaufen und Internet im nächsten Dorf, El Médano. Zurück kommen wir erst im Dunkeln, auch wenn der Rückweg bei Tageslicht gedacht war. Das ist jedoch schon um 18.30 Uhr vorbei. Also gehen wir noch einen leckeren Fisch essen und ein Mojito kostet nur 2,50 € (nein, jeder nur einen:-)).

 Ankerbucht Playa Tejita

Um 22 Uhr mit fast Vollmond und Flutlicht vom Flughafen stehen wir am Strand unserer Ankerbucht. Sorgsam beobachten wir die brechenden Wellen am Strand, bevor wir das Schlauchboot ins Wasser setzten: Boot anschieben, ich springe hinein, ran an die Paddel, Jens schiebt an und dann wird´s Dunkel und patsch nass. Eine brechende Welle mit schwarzer Sandlawine hat uns voll erwischt. Das Boot hat sich überschlagen, alles ist raus. Die wichtigsten und empfindlichen Dinge, unsere Mobiles, Fotoapparate und Notebook sind im wasserdichten Rucksack auf Jens Rücken. Im kleinen Rucksack auf meinem Rücken ist Obst und Gemüse unseres Einkaufs. Unsere Schuhe sind am Boot angeseilt, selbst unsere ungesicherten Paddel bekommen wir schnell zu fassen. Aber wo sind unsere Roller? Nach kurzem Suchen entdecke ich sie zwischen den Wellen und kann sie retten. Alles wieder beieinander – Gott sei Dank!

Nun hat´s uns auch mal erwischt, aber das Wasser hat 23 Grad und so frieren wir wenigstens nicht. Wir sind nicht zimperlich und außerdem wollen wir ‚nach Hause‘. Also versuchen wir es gleich noch einmal.

unser Schlauchboot

Wir stehen im nassen Hemd am dunklen Strand und halten erneut Ausschau nach einer passenden Ruhephase zwischen den größeren sich brechenden Wellen. Rein ins Boot und los. Ich sitze wieder an den Rudern, mit dem Rücken zur See, Jens feuert mich an, doch so schnell kriege ich die Ruder nicht richtig zu fassen. Da bricht die nächste, noch gewaltigere Welle über uns herein. Das Schlauchboot macht einen Salto vorwärts und ich darunter. Wasser und Sand schleudern mich auf den Boden, langsam (wie es mir scheint) komme ich wieder an die Oberfläche, doch das Schlauchboot ist über mir. Ich drücke es nach oben, bekomme Luft. Jens versucht das Schlauchboot umzudrehen, endlich gelingt es und ich bin aus meiner Orientierungslosigkeit befreit. Froh, dem Wasser entkommen zu sein, spüle ich  pfundweise Sand aus Unterhose und T-Shirt heraus, bin etwas benommen. Wir sortieren uns, suchen nach unseren Sachen: meinen Rucksack hat´s mir vom Rücken gerissen, Jens kriegt ihn zu fassen, ebenso die Paddel. Wo sind die Roller – diesmal finden wir nur einen. Verdammt, was haben diese Wellen für eine gewaltige Kraft.
Der dritte Versuch gelingt endlich und wir kommen, nun doch schon etwas frierend, endlich zum Schiff. Das nasse und total versandete Gepäck ins Cockpit, raus aus den Klamotten,  trockene Handtücher her und erst mal schwimmen, denn ich bin von Kopf bis Fuß voll schwarzem Sand. Wie schön vom Schiff aus in dem klaren Wasser zu schwimmen. Anschließend freuen wir uns noch über eine kalte Süßwasserdusche aus dem Wassersack auf dem Vordeck. Als wir dann endlich trocken mit nem Schnaps unter Deck sitzen ist es bereits nach Mitternacht. Unser wasserdichter Rucksack hat sich beim ersten Härtetest bestens bewährt. Absolut alles da drinnen ist trocken geblieben!

 

Die Roller sind heiß geliebt und unser wichtigstes, sehr nützliches Fortbewegungsmittel an Land. Der Verlust eines Rollers schmerzt und so machen wir uns früh am nächsten Morgen am Strand auf die Suche, aber leider ergebnislos. Nach einem stärkenden Frühstück rudern wir die 30m rüber zu unseren Nachbarn auf der SY Kira um Schnorchelhilfe anzufragen. Oje!! Unversehens geraten wir in eine feuchtfröhliche Karnevalsfeier – es ist der 11.11.2011, 11Uhr 11 und mit Verkleidung, deutscher Karnevalsmusik, Gesang, Wein und Bier …   

11.11.2011 nach 11.11Uhr

Nachmittags (die Kira ist nun weg und auf dem Weg nach Santa Cruz) fahren wir dann nochmal mit dem Schlauchboot bis an die Brandung heran und suchen seewärts. Jens taucht mit Brille und Schnorchel (wir haben uns die Stelle gemerkt) und nach 10 Minuten sehe ich ihn strahlen: Roller auf 2 Meter Tiefe gefunden!!  Es ist bedeckt und zunehmend ungemütlich, und wir verziehen uns in die nur 2 sm entfernte Marina San Miguel, denn der Wind soll auf West drehen.

Super - Roller gefunden !

 

Am nächsten Tag kommen die salzwassernassen Klamotten erst mal in die Waschmaschine. Im geschäftigen Samstagnachmittag Treiben des Hafens, zerlegt Jens die Roller auf dem Vordeck in ihre Einzelteile, denn da bewegte sich nix mehr. Gemeinsam befreien wir sie von Sand und Salz und frisch gefettet und geölt rennen sie abends wieder wie neu. Glücklich unternehmen wir eine Testfahrt zur Hafenbar mit Internet.

Ganz nebenbei haben wir über die Empfehlung unseres Nachbarn ein Auto gemietet, dass mit 10 Euro pro Tag so günstig ist, dass wir es gleich für drei Tage buchen. Wunderbar, mit einem Auto „vor der Tür“ kehrt eine entspannte Situation ein, wie sie zu Hause ganz alltäglich war.

Gleich am Sonntagmorgen fahren wir nach Santa Cruz, um uns von Armin, Lutz und ihrem neuen Mitsegler Schmiddi zu verabschieden. Die SY Jaqueline (aus Großenbrode) läuft um 11.30 Uhr aus. Sie ist nun das 1. der uns vertrauten Schiffe, das zu den Kap Verden und zur Atlantiküberquerung in die Karibik aufbricht und wir werden sie auf unserer Reise wohl nicht mehr wiedertreffen.

Armin, Schmiddi und Lutz auf der Jaqueline
Wir haben noch einige Vorbereitungen für die große Fahrt vor uns. Schiffsausrüster, neue Kamera-Akkus und Verproviantierung stehen am Montag auf dem Programm und so fahren wir erneut nach Santa Cruz. Während Jens bei der Einfahrt in die Stadt eine riesengroße Ketsch neu im Hafen auffällt, habe ich nur Augen für den daneben liegenden kleineren Dreimaster. Im Vorbeifahren lese ich Heimathafen „Kiel“! Jetzt werde ich ein wenig nervös – sollte das die Thor Heyerdahl sein? Meine Vermutung bestätigt sich – ja sie ist´s! Nach 28 Jahren sehe ich hier auf den Kanaren diesen Großsegler (3-Mast-Toppsegelschoner) wieder auf dem ich 1983 zum ersten Mal über den Atlantik segelte. Kann doch nicht wahr sein!

 Die Thor Heyerdahl in Santa Cruz de Tenerife

Natürlich will auch Jens das Schiff sehen und so fahren wir nach diversen Erledigungen endlich hin. Wir kommen passend zu einem fröhlichen Treiben mit vielen jungen Leuten, Sekt und Partystimmung. Noch ehe ich´s merke stehen wir vor dem Kapitän „na wir haben uns auch schon mal gesehen“ sagt er, ich schaue verdutzt und Jens fragt nach seinem Namen. Detlef – ja, mein damaliger Kapitän und Schiffseigener! Ohne Bart, die Haare drastisch gekürzt und ein wenig gewichtiger – nicht sofort wiederzuerkennen. Meine Freude über das Wiedersehen ist riesig – was für ein Zufall! Wir erzählen und hören, was alles geschehen ist.

Auch wenn das Schiff heute ein kompletter Nachbau ist, beim Rundgang mit Jens erinnere ich gut den Geruch des Maschinenraumes (die Maschine zählt zu dem wenig Originalem, was erhalten ist). Und das stolze Gefühl, dass ich hatte, als ich am 1. Tag der Reise auf dem erhöhten Achterdeck stehend, das 50 Meter lange Schiff durch den Nord-Ostsee-Kanal steuern durfte.

Heute ist die Thor Heyerdahl mit 32 Schülern (10.Klasse) und dem Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ (www.kus-projekt.de) unterwegs . Die jungen Leute an Bord sind 10 Jahre jünger als ich damals war. 6 Monate Schule auf See, harte Bedingungen, denn neben Unterricht auf See gibt’s alle seemännischen Aufgaben zu erlernen und erledigen. Santa Cruz de Tenerife ist erst der dritte Hafen auf ihrer Reise, hier bleiben sie aber auch nur 4 Tage, dann geht’s weiter in die Karibik und nach Panama.

 

Wir sind noch immer mit Vorbereitungen beschäftigt. Wir brauchen noch einen neuen Spibaumbeschlag, Batterien… wenn das erledigt ist, geht´s  rüber nach La Gomera.

9. Bericht: Kanaren (1) La Graciosa-Lanzarote (21. – 31.10.11)

Montag, November 14th, 2011

 Ankerbucht auf La Graciosa, im Hintergrund Lanzarote

La Graciosa, die kleine Unbekannte im Norden der Kanaren, ist für uns ein fantastischer Auftakt mit einer herrlichen Ankerbucht inmitten schönster Natur. Zur einen Seite die Insel Graciosa mit dem Montana Amarillo, zur anderen Seite der wilde bergige Norden Lanzarotes und zudem Wasser und Horizont – ein super Rundum-Panorama! Das Schwimmen im traumhaft klaren türkisfarbenen Wasser mit ungehindertem Blick auf den 7m tiefen Grund macht viel Spaß. Das werden wir so schnell nicht wiederfinden. Darüber sind wir selbst erstaunt, hatten wir uns doch viele solcher Ankermöglichkeiten von den Kanaren erhofft. Der starke Tourismus hat gerade an den Küsten viel verändert und die Natur verdrängt. Wegen des angesagten Tiefdruckgebietes mit Südwest-Wind verlassen wir diesen paradiesischen Platz schneller als uns lieb ist, nach nur zwei Tagen.

Es folgten 10 Tage Lanzarote, eine Woche in Puerto Calero im Südosten. Der Hafen ist ganz das Gegenteil: eine große Marina in der Jens nur mit ganzer Überredungskunst verhindert, dass wir einen Liegeplatz gleich in der ersten Reihe zur Partymeile zugewiesen bekommen. Der dann ergatterte Platz mitten drin im Hafenbecken macht´s nicht wirklich leiser und schöner: zwischen  Flanier- und Gastromeile und Betonhafenmauer zur Seeseite bleibt kaum ein Blick in die Natur und selbst der Himmel ist durch einen Masten-Wald recht versperrt. Was hilft´s, wir brauchen einen Elektriker und ne Waschmaschine. Ne warme Dusche ist auch ganz nett, die letzte gab´s in Portimao vor 11 Tagen. In Essaouira gabs anstatt Sanitäranlagen nur einen Hamam im Ort und unsere Zeit verflog ohne einen Besuch desselben. Der Elektriker kommt am selben Nachmittag und findet schnell heraus, dass wir eine neue Trenndiode brauchen. Zum Glück war es nicht die Lichtmaschine! Zwei Tage  später baut er sie ein. Einklarieren können wir auch in Puerto Calero nicht, das geht nur in Arrecife, der Hauptstadt. Ein Grund mehr ein Auto zu mieten.  Ein Ausflugstag führt uns zur Policia National de Immigration nach Arrecife. Endlich bekommen wir einen Stempel in den Reisepass, könnte beim Einklarieren auf den Cap Verden hilfreich sein.
Ein Kurzbesuch bei Ikea! und kaufen wir die 3. Generation Weingläser, weißen Baumwollstoff, den wir so schlicht nirgends anders fanden (wir wollen eine Tischdecke für besondere Tage) und  rote Kerzen, vielleicht für Weihnachten. Direkt am Hafen gehen wir ins Museum für Zeitgenössische Kunst, eine kleine alte Festung von César Manrique umgebaut und mit einem Cafeteria-Anbau mit Glasfront zum Hafen attraktiv ergänzt. Neugierig und nichts erwartend, treffen wir auf eine kleine, aber durchaus interessante Kunstsammlung, die ganz zu unserem Thema passt: Überwiegend konkrete Kunst, aus Europa und Lateinamerika. Anschließend fahren wir zur Manrique-Stiftung. Fünf Kraterblasen und ein darin wachsender Feigenbaum inspirierten ihn zur Wahl eben dieses Ortes, der ihm, als nutzlos angesehen, auch noch geschenkt wurde. Der Architekt und Allround-Künstler baute sich ein weißes Haus mit 1800qm über und in die Hohlräume der kargen schwarzen Landschaft. Neben der berühmten ortsbezogenen Architektur, überraschte uns vor allem die private Kunstsammlung Manriques. Viel sparsame und sensible abstrakte Malerei und Raumkunst. Jens inspirierte die lichte weiße Architektur erneut zu weiteren Fotos in der Reihe Licht und Architekturdetails. Und schließlich sehen wir uns auch das größte Naturreservat Spaniens an, die beeindruckende Vulkanlandschaft. Nur mit dem Bus zu erleben, aber dennoch ein Erlebnis, welche Landschaft die jüngsten Vulkanausbrüche aus dem 18. Und 19. Jahrhundert dort hinterlassen haben.

Papas Arugadas - lecker!

Nach vier Tagen verlassen wir den Hafen wieder und segeln mit guten 4-5 Bft. aus Nordost in den Süden. Herrlich wieder vor Anker zu liegen. Das super Felsen-Küstenpanorama von Playa Papagayo zur einen und die Weite des Meeres zur anderen Seite. Himmel mit Sonnenauf- und Untergang, das gehört mit zum Leben an Bord und fehlt uns meist, wenn wir im Hafen liegen. Hier können wir unseren Sundowner endlich wieder genießen! Auch der spürbare Schwell kann die Freude nicht trüben, obwohl unsere neu definierte Grenze für ‚viel Schwell‘ mehrfach überschritten wird. Von ´viel Schwell´ sprechen wir (erst), wenn ein Weinglas auf dem Tisch wegen der Schaukelei (vor Anker wohlgemerkt) umkippt.

Bevor wir wieder die nächste Etappe nach Teneriffa segeln, geht’s zum Wasser nehmen, Strom aufladen und Einkaufen nochmal in einen Hafen, in die Marina Rubicon, nur wenige Meilen neben dem Ankerplatz. Ein sympathischer Nachbar, ein Schweizer Dauerlieger machte uns den Aufenthalt mit Empfehlungen und Plaudern beim Wein sehr angenehm. So lässt es sich trotz künstlicher Marinawelt mit Gastromeile und Livemusik (nicht nach unserem Geschmack) ganz gut aushalten.
 

Gran Canaria lassen wir aus – zu viel Rummel um die ARC (Atlantic Ralley for Cruisers), die am 20.11. hier losgeht. Stattdessen segeln wir direkt nach Teneriffa, 130 Seemeilen in 26 Stunden, wobei die letzten Morgenstunden vor Teneriffa fast ohne Wind sind. Dafür geht´s aber mit gut 6 Knoten wunderbar schnell von Lanzarote gen Westen los.

Lanzarote – Teneriffa

Donnerstag, November 10th, 2011

Nach 10 Tagen Lanzarote (Puerto Calero, Playa Papagayo, Marina Rubicon) sind wir derzeit auf Teneriffa. Erst eine Woche Santa Cruz im Norden, jetzt ankern wir im Sueden bei El Medano zwischen dem schoenen Montana Roja und dem Flughafen.
Ausfuehrlicher Bericht ist in Arbeit, dauert noch etwas, weil schwimmen im super klaren Wasser mehr Spass macht als im Internetcafe zu sitzen.