15. Bericht: unsere Atlantiküberquerung beginnt mit Sturm


Endlich mal richtig angenehm segeln, leichter Wind von achtern und kaum Welle – so richtig schöön!  Wir segeln in die untergehende Sonne, genießen einen Sundowner, leckere Frikadellen zum Abendessen und freuen uns auf die lange Seestrecke.

 

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Leider ist die Freude von kurzer Dauer, es brist auf und ich (Jens) fange an zu reffen. Um 22 Uhr bläst es schon mit 5-6 Bft eine halbe Stunde später mit 6-7 Bft. Beim Eindrehen des 2. Reffs verklemmt sich eine Segellatte des Großsegels im Großbaum, so dass dieses nun im 2. Reff blockiert ist (wenigstens die passende Größe). Um 23 Uhr ändern wir den Kurs von 200 Grad auf 170 Grad in Richtung Brava, die westlichste Insel der südlichen Kap Verden. Zumindest finden wir dort Schutz vor Wind und Welle um das verklemmte Großsegel bei Tageslicht zu befreien. Eine Option, die ich mir nicht durch den direkten Kurs nach Brasilien nehmen möchte, auch wenn es einen kleinen Umweg bedeutet. Gegen Morgen lässt der Wind dann nach, um 05 Uhr müssen wir sogar den Motor starten, die Segel schlagen, der Wind reicht nicht einmal mehr aus um sie bei diesem Seegang stabil zu halten. Mal sehen, vielleicht lässt sich das Groß doch noch auf See reparieren, wenn die Wellen sich etwas gelegt haben. Na ja, nachts lässt es sich ja ganz schön träumen… doch zum Frühstück gibt’s schon wieder Wind, schöne 5 Bft aus NE und wir rauschen wieder los mit 5-6 kn. Zum Mittag sind es 6-7 Bft und die Wellen wachsen, um 15 Uhr haben wir 7-8 (Böen bis 40 kn) und damit unseren ersten Sturm. Und der Wetterbericht sprach noch von 3-4 Bft..

 

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Die Wellen wachsen weiter, beeindruckende Wasserberge rauschen schräg  von achtern auf uns zu, wir schätzen die höchsten auf 4-5 m. Zum ersten Mal müssen wir unserer Windpilotin ‚Alma‘ (mechanische Selbststeueranlage) etwas unter die Arme greifen, denn sie kann die Wellen nicht kommen sehen. Chiloe verhält sich prima, wie gut ein so seetüchtiges Schiff zu haben, zu keiner Zeit kommen Angst oder Unsicherheit auf. Auch wenn gelegentlich grünes Wasser über Deck wäscht oder die brechenden Kämme der Wellen gegen die Bordwand knallen und uns warme Meerwasserduschen verpassen.   

 

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Mittlerweile sind wir sehr froh über unsere Kursänderung und freuen uns auf die Ankerbucht auf Brava, wir könnten es gerade vorm Dunkelwerden schaffen. Aber bis dahin haben wir noch alle Hände voll zu tun. Unter Deck, ein Knall, großes Geschepper – die Schiebetür unseres Pantryschrankes ist rausgeflogen und der Inhalt quer durchs Schiff – runterklettern, alles wieder einsammeln    beinahe alles drin, da kommt die nächste große Welle und alles fliegt mir wieder um die Ohren, diesmal bin ich mittendrin, konnte es aber nicht verhindern und diesmal ging ein Teller in tausend Stücke. Nun, so kommt jedenfalls keine Langeweile auf. Die anderen Teller werden erstmal in die Hundekoje gestopft, die Schranktür gesichert und die Scherben so gut es geht vom Boden und aus den Schuhen gepflückt und so weiter… Noch 3 Std bis Brava, wie schön, dass es da noch diese Insel gibt.

Ab 18 Uhr kommen wir in die Abdeckung von Brava, es wird schon viel besser und um 19 Uhr laufen wir in die Ankerbucht von Faja d‘ Agua ein. Beim dritten Versuch hält endlich der Anker und trotz Schwell, kommt uns der Ort paradiesisch ruhig vor. Nach leckeren Spaghetti Bolognese  schlafen wir erstmal richtig aus.

 

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Eine spektakuläre Kulisse umgibt uns am nächsten Morgen als die Sonne hinter einigen Palmen über die Felswand klettert. Wir haben ‚zufällig‘ einen wunderschönen Ankerplatz gefunden mit einem kleinen Dorf und von hohen Bergen umrahmt. Eigentlich hatten wir ja sowieso vorgehabt die südlichen Kap Verden zu besuchen.