7. Bericht: Marokko – Portimao bis Essaouira ( 13. bis 18. Oktober)
Leinen los in Portimao am Donnerstag, den 13. Um 11.30 Uhr. Naja, zumindest kein Freitag, der 13.. Also nach fast einem Monat endlich weiter und wieder Seetage! Die Berge der Algarve sehen wir noch gut 30sm weit, immerhin 902m der höchste Gipfel, auf dem wir auch waren. Bei leichtem Südost (3 Bft) segeln wir los, leider nur 6 Stunden, dann ist der Wind eingeschlafen. Die Schaukelei bei dem geringen achterlichen Wind macht mich seekrank. Gut, dass ich Kürbis-Möhrensuppe mit Ingwer vorgekocht habe, darauf habe ich Appetit. Nach einem Schläfchen bin ich zur Wache um Mitternacht wieder fit. Wir motoren seit gut 7 Stunden als ich um 1.30 Uhr die Genua setzte und sie beim Motoren mitziehen lasse, macht zumindest nen halben Knoten und die Chiloë läuft ruhiger; ein Stündchen später soll das Groß dazu. Jens hört´s im Schlaf und kommt mir zur Hilfe, dieses Rollgroß ist verdammt schwer. Erst um 4 Uhr können wir endlich auf den Motor verzichten. Um 7 schläft der Wind ein, erst ab 12 Uhr gibts wieder für ein paar Stunden Wind zum Segeln. So geht es 3 Tage und Nächte, leider haben wir eher weniger Wind, wir Motoren zunehmend viel, insgesamt die Hälfte von 78 Stunden, die wir für 357sm von Portugal nach Marokko brauchen.
Nach 3 Tagen und 3 Nächten erreichen wir wie gehofft, vor Sonnenuntergang und sogar schon um 17.30 Uhr Essaouira in Marokko. Die abenteuerlichen Fischkutter vor uns, lassen schon eine andere Welt erkennen. Die beiden Kutter sind im Schleppverband. Eine französische Yacht ist schneller als wir vor der Hafeneinfahrt, es gibt nur Platz für eine Yacht, ist spannend. Die Franzosen warten hinter den manövrierenden Fischkuttern ab, hängen Fender raus und winken uns vorbei passé, ruft er zu uns herüber. So überholen wir und kommen als Erste in den Hafen, wo uns auf dem Seenotrettungsschiff schon einige Arme heranwinken. Wir gehen längsseits, viele Hände helfen beim festmachen; bièrre?! Eine der ersten Fragen. Ich reiche Bierdosen heraus, kaltes Bier meint Jens. Die Marokkaner nehmen´s zufrieden dankend hin und lassen die Dosen verschwinden. Beim nächsten Mal tuts auch ungekühltes, denn natürlich wird dieses Bier irgendwann unöffentlich getrunken. Als der Franzose hereinkommt, wird auch er her gewunken. Schnell ist ein junger Marokkaner ganz selbstverständlich auf unserem Vorschiff, um Leinen der Franzosen anzunehmen, doch da die Madame von nebenan Mühe hat eine passende zu finden, gibt der Marokkaner unsere Vorleine herüber, so geht das hier.
Eine abenteuerlich neue Welt: wir sind mitten im Fischereihafen! Mit Marina-Yachtleben hat das nichts mehr zu tun. Mitten im bunten Treiben der Fischer, die mit lautstarken Motormanövern an- und ablegen. Die großen Fischkutter liegen auf der gegenüberliegenden Seite des Hafenbeckens, vor Kopf ist das Hafenbecken gestopft voll mit offenen blauen Booten, die wie Nussschalen aussehen, auch wenn sie sicher vier/fünf Meter lang sind. Faszinierende Boote, eine wunderschön geschwungene Form mit einem riesigem, fast 3m hohen, geraden Steven, der die Fischer bei der Arbeit im offenen Boot stehend vor den atlantischen Wellen schützt. Wir fotografieren endlos, morgens vorm Frühstück bis abends vorm zu Bett gehen. Bei Sonne, Nebel und nächtlichem Flutlicht. Der Hafen hat seinen ganz eigenen Geruch und seine Geräusche. Fischköpfe und Innereien liegen herum, hunderte von Katzen und Möwen leben davon. Geduldig sitzen Katzen neben den Männern, die Fische ausnehmen und zuschneiden, sie können gelassen warten, bis das Mahl zubereitet ist, denn es ist ihnen gewiss und es gibt genug für alle. Im mittäglichen Nebel entfaltet diese Welt wieder einen ganz anderen Zauber, Männer ihre Karren schiebend, Fischer mit dem Fahrrad zur Arbeit fahrend oder über Netze gebeugt und sie reparierend am Boden sitzend. Es wimmelt von Menschen, neben den Arbeitenden kommen verhüllte Frauen, Männer in Kaftanen, oft in kleinen Gruppen, zu zweit oder dritt im Gespräch. Nachts, wenn wir durch den Hafen nach Hause gehen, genießen wir die Ruhe. Wieder ganz andere Stillleben. Die bunten Farben der zu Bündeln an Land zusammengestellten Fischerfähnchen leuchten im Scheinwerferlicht besonders intensiv
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Fortsetzung Essaouira folgt …