19. Bericht: Maceo

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Zügig laufen wir mit der Tide (2 kn Strömung) den Rio Paraíbo hinab und an Cabedelo vorbei aufs offene Meer hinaus. Aah – wie schön wieder türkis und blaues Wasser unter dem Kiel zu haben und einen freien Blick bis zum Horizont. Dort hinten segelt La Matine. Leon ist mit seiner Frau Silviane und Freund Jean ungefähr eine Stunde vor uns ausgelaufen. Bei wenig Wind fast von vorne müssen wir hoch am Wind um das Cabo Branco herum. Danach können wir abfallen und auf SSW-Kurs gehen. Wir schummeln ein bisschen und lassen den Motor mitschieben, anstatt  zu kreuzen. Nach zwei Stunden haben wir La Matine eingeholt und es gibt eine Fotosession. Wir fotografieren uns gegenseitig und freuen uns, dass wir endlich einmal Fotos von  Chiloë auf See bekommen. Die Skyline von Joao Pessoa gibt uns einen außergewöhnlichen Hintergrund dazu. Wir segeln den ganzen Tag in Sichtweite zueinander, bis La Matine am Abend nach Recife abbiegt.

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Wir wollen nach Maceo, denn dort soll es noch Jangadas geben, traditionelle Fischerboote unter Segeln, auch wenn sie hier allerdings nur noch im touristischen Einsatz sind. Nachts um 03 Uhr tasten wir uns langsam in die großräumige Bucht hinein, vorbei am Industriehafen mit einigen Frachtern, bis hinten in die Ecke, wo zahlreiche Fischerboote und nur 2-3 Segelyachten an Muringbojen bzw. vor Anker liegen. Die Fischer fahren jetzt zur ‚Arbeit’, einer nach dem anderen kommt uns entgegen. Wir legen uns erstmal schlafen.

Am nächsten Morgen beim Frühstück stoppt ein einheimischer Katamaran neben uns auf und erklärt uns freundlich die Gegebenheiten vor Ort. Man kann am Yachtclub mit dem Dinghi anlanden, d.h. am Strand davor. Es gibt keine Marina und die Motoryachten werden mit dem Trecker aus dem großen Innenhof des Clubgeländes einfach über den Strand ins Wasser geslippt. Wir tragen unser Dinghi hinein und können es dort gut bewacht liegen lassen. Das ist hier wohl auch nötig, denn gleich nebenan ist eine Favela und man sollte nicht nachts dort herumlaufen… Wir machen uns auf den Weg zum Strand der Jangadas.

Merkwürdig – mehrfach sehen wir Männer in Frauenkleidern, mit Pömps und Perücke, im Minirock oder im kleinen Schwarzen stöckeln sie da über die Straße. Die Musik wird lauter und langsam dämmert es uns – Carnaval! Immer mehr Menschen sind auf dem Weg, auf der Strandstraße steht dann der Zug, noch wartend. Ja, hier beginnt schon heute der Carneval, die Jangadas sind vergessen und wir mischen uns unter das bunte Volk, kaufen uns ne Dose Bier und suchen einen guten Platz am Straßenrand.

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Nach einiger Warterei setzt sich der Zug in Bewegung, sehr langsam, immer wieder haltend (die müssen ja noch ein paar Tage durchhalten) kommen Tanz- und Musikgruppen vorbeigelaufen. Danach dann die Trio’s. Das sind fahrende Bühnen, LKW’s mit Bergen von Lautsprecherboxen beladen und obendrauf, auf der ‚Dachterrasse’ die Band – in Brasilien natürlich Live-Musik.

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Carnaval in Maceo – ein Trio

Bei locker 35-38°C haben wir nach einigen Stunden genug vom Stehen im Getümmel, sind hungrig und durstig und setzen uns nur 100m weiter an den Strand, wie praktisch. Auch hier ist die Musik noch gut zu hören und viele bunte Gestalten mischen sich mit den Badenden. Ein neues Strandgefühl, vor allem mit der Geräuschkulisse. Gestärkt von gegrillten Fleischspießen und kühlen Getränken, die wir an einem der zahlreichen Stände kaufen, schauen wir aufs Meer und die jetzt zurückkehrenden Jangadas.

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Heute klappt es also mit einer Tour auf so einer Jangada nicht mehr, für mich war es ohnehin fraglich, ob ich mit meiner noch nicht verheilten Brandwunde, einen Bootsausflug zum Riff hätte wagen können, denn mein Fuß sollte noch nicht ins Salzwasser.

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Ariane gönnt sich ein Bad in der Masse, sie geht schwimmen zwischen all den Brasilianern, die bis zu den Hüften im 28 C warmen Wasser stehen und plaudern. Ich beneide sie darum, doch ich will den Heilungsprozess meiner Wunde nicht gefährden und verzichte auf´s baden. Zum Sonnenuntergang sind wir zurück an Bord; ein erfüllter Tag. Statt noch am selben Abend auszulaufen, beschließen wir in Ruhe zu kochen und entspannt zu dinieren, gleichzeitig, statt abwechselnd zu schlafen, und morgen ganz früh weiter zu segeln.