Archive for Januar, 2012

Über die Linie – Äquator überquert

Montag, Januar 23rd, 2012

Sonntag, 22. Januar, 15:12 Uhr. Vier Tage wenig Wind, kräftige Schauer, chaotischer Seegang. Am 21.1. 21 Uhr segelten wir über den Äquator. Party mit Neptun, Sekt und frisch gebackenem Äquatorbrot. Seither ist alles anders: frischer SE-Passat, Rauschefahrt auf AmWindKurs, die Sonne geht linksrum und wir sind über Nacht in den Sommer gefahren. Schwitzen jetzt bei 30°.  Noch 200 sm bis Fernando de Noronha.

Grüße vom offenen Meer

Montag, Januar 16th, 2012

Sonntag, 15. Januar, 12:31, kleine Zwischenmeldung vom Atlantik: 5 Tage super schönes Segeln. 1/3 der Strecke und noch 500sm bis zum Äquator, 996sm bis Cabedelo. (Position:08.10′ N, 028. W) Der 3-Std-Wach-Schlaf-Rhythmus ist gut eingespielt. Wir genießen es auf See zu sein. Heute macht Jens Himbeersahnetorte.(Anmerk. der „Redaktion“/Yara pflegt die News in den Blog ein: Auch am 16.1. ist das Wetter schön und das Segeln entspannt)

Stürmische Fahrt bringt uns unerwartet zur Insel Brava

Montag, Januar 9th, 2012

Aufgrund des Wetters hatten wir unsere Abfahrt nochmals um einen Tag verschoben. So hatten wir ruhige See und angenehme Welle. da waren sich 6 Segelcrews einig. Wir alle haben Kurs Brasilien. Also fahren wir am Donnerstagnachmittag los, wunderbares Wetter, ruhige See. Ich werde endlich mal wieder am 1. Tag nicht seekrank. 4-5 Bft. gegen morgen hat der Wind soweit nachgelassen, das Jens den Motor bei nur noch 1,5 kn Fahrt anmacht. In einer Wache, zwei Stunden später kann ich die Genua wieder setzten und wir fahren dann den weiteren Tag mit rauschender Fahrt mit zunehmendem Wind. Am Nachmittag sind es dann 6-7 Bft, in Boen haben wir 8 Bft. bei blauem Himmel und Sonnenschein gar nicht so dramatisch. die Welle wird im Laufe der Zeit auch etwas mehr. Da müssen wir Alma, unserer Windfahnensteuerung dann doch mal helfen, besonders bei den höheren Wellen. Es kommen einige brechende Wellen über unser Deck, durch unsere Lüftungen kommt auch etwas Wasser nach Innen. Die Ölhose hält auch nicht dauerhaft trocken, darunter wirds leicht feucht. Zum Glück sind die Außentemperaturen über 20 Grad, und somit ist die Feuchtigkeit auch erträglich.

Jens hatte schon Nachts den Kurs um ein paar Grad auf SSE geändert, sodass wir nun ohne Umwege entscheiden bei der nächsten und letzten Insel „Brava“ Halt zu machen.

So kommen wir ganz unverhofft dann doch noch auf eine der südlichen kapverdischen Insel. Und welch ein Gewinn. Wir liegen in einer geschützen Bucht im Nordwesten der Insel, 20 Häuser und ein spektakuläres Panorama. Wir bekommen Langusten vom Taucher ans Schiff geliefert, und so gelingt uns sogar noch einmal diese Delikatesse zu essen. Die Insel ist grün und die Felsen spannend. Wir schwimmen in Meerwasser-Schwimmbad, traumhaft schön.
Ein Ausflug über die Insel, mit Internetzugang auf dem zentralen Platz macht nochmals Freude und gibt uns Gelegenheit diese Zeilen zu schreiben.

Morgen gehts dann weiter – endlich auf nach Brasilien.

Weihnachten und Silvester in Mindelo

Donnerstag, Januar 5th, 2012

der Bericht folgt bestimmt, aber  jetzt wollen wir endlich über den Atlantik, die Wetterprognose ist gut. Und ab Mindelo fahren heute noch 4 andere Yachten nach Brasilien, u.a. auch die SY Agor, mit der wir schon auf der Seereise zu den Kap Verden in regelmäßigem Funkkontakt standen. Also demnächst mehr vom Meer….

13. Bericht: Kap Verden – Sal (12.- 18.12.2011)

Donnerstag, Januar 5th, 2012


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Der Fischerort Palmeira liegt im Norden der Insel Sal, der nördlichsten Insel der Kap Verden. Wir hatten uns wegen des angekündigten Starkwindes mit ungemütlich hohem Seegang für Sal entschieden. Wir kommen noch im Hellen an in der großen Hafen-Bucht, in der bereits rund zwanzig andere Segelschiffe ankern. Kaum liegen wir vor Anker, haben wir schon den ersten Besuch.  Ein junger Deutscher von der Yacht aus Hamburg, die vor uns liegt,  rudert auf dem Weg nach Hause bei uns vorbei. Nach 10 Minuten lernen wir seine Freundin kennen, sie leben auf zwei Booten und haben ein einjähriges Kind zusammen. Er fährt auf seinem 26 Fuß Boot allein und sie, eine attraktive selbstbewusste Belgierin, lebt mit Kind und Hund sowie den gesamten Lebensmittel- und Wasservorräten der Familie auf ihrem eigenen nur unwesentlich größeren Boot. Ein recht ungewöhnliches Lebensmodell.

Nach Einbruch der Dunkelheit essen wir noch ´ne Suppe und um halb Zehn fallen wir bereits ziemlich müde in unsere Koje, nach 6 Nächten im 3 Stunden-Takt kein Wunder. Erst mal ausschlafen – und das gleichzeitig! Am nächsten Morgen kommen Ton und Jerry von der SY Argo zu uns an Bord und da lernen wir die Beiden erst persönlich kennen. So bekommt die freundliche Stimme von Ton, die uns während der Seereise über Funk begleitet hat ein Gesicht.

Danach gibt´s erst mal einige Dinge zu erledigen. Wir müssen einklarieren und mit den Pässen zur Immigration; Europa haben wir jetzt endgültig verlassen. Außerdem brauchen wir Geld, kapverdische Escudos. Jens macht das Beiboot klar: auspacken, aufpumpen und zu Wasser lassen, Außenborder dranhängen, einmal ziehen, läuft (seit Lissabon ganz prima).

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In diesem Fischerort gibt’s keine Bank. Geld wechselt man gebührenfrei und unkompliziert im Baumarkt. Der Besitzer braucht Devisen, um die importierten Waren zu bezahlen. Für beide Seiten kein schlechtes Geschäft, wir sparen immerhin 6 Euro Gebühren, die jedes Geldabheben kostet. (Um dem zu entgehen, hatten wir übrigens ein Reisekonto bei der Postbank eingerichtet, in der Annahme weltweit bei Postämtern gebührenfrei Geld abheben zu können. Das war leider ein Irrtum.)

Der Ort ist überschaubar, so  finden wir das Polizeibüro leicht in einer der namenlosen Staubstraßen. Im fast kahlen Büro sitzt ein uniformierter Polizist vor seinem Schreibtisch und schaut Fußball auf Sport TV. Bedeutungsvoll schließt er den stählernen Aktenschrank auf und holt Stempel und Formulare hervor, die wir ausfüllen. Wir zahlen 10 Euro für 2 Personen und bekommen eine Quittung. Das da nur 5 Euro quittiert werden, geht uns erst auf, als Ton uns später berichtet, er habe nur 5 Euro gegeben und das sei in Ordnung gewesen. Nun, da gab´s also ein Trinkgeld. Euros sind eine Schattenwährung in dem seit 1975 von Portugal unabhängigen Land.

Palmeira ist keine Schönheit, ein wachsender Fischerort. Die vielen unverputzten Häuser aus Betonstein wirken unfertig, tatsächlich sind sie aber bewohnt. Die kleinen „Tante Emma-läden“, das Internetcafe oder die zwei drei Kneipen, sehen wir erst mit der Zeit.  Rund 20 Segelboote ankern neben einigen Fischkuttern in der großen, vor dem atlantischen Schwell geschützten Bucht. Auf einem  Baggerschiff wird 7 Tage die Woche von früh bis spät gearbeitet. Hinter dem verwilderten Strand türmen sich Öltanks von Shell. Von dort aus wird gerade eine Pipeline nach draußen gebaut, sodass zukünftig auch größere Tankschiffe auf Reede liegen und von dort aus Treibstoff für den internationalen Flughafen liefern können.   kl-palmeiraoltanks2.jpg

 

Ich hatte mir die Kap Verden etwas anders vorgestellt. Doch wir können nicht weiter, ist´s draußen doch immer noch ungemütlich mit viel Wind und Welle. Eigentlich wollen wir so schnell wie möglich nach Mindelo auf Sao Vicente, um die SY Rancho Relaxo nochmal zu sehen, bevor sich unsere Wege endgültig trennen und sie über den Atlantik in die Karibik lossegeln. Und jetzt liegen wir hier vor dieser Wüsteninsel und der Himmel ist meist dunstverhangen grau, unser Schiff und alle Leinen färben sich langsam aber deutlich rostrot, der staubige Wind bläst Tag und Nacht. 

Von der Wüsteninsel Sal sehen wir bei halbwegs guter Sicht ein paar vulkanische Berge, wenige Bäume und einen verwilderten Sandstand. Das trübe Wasser lädt nicht zum Baden ein. Wir internationalen Ankerlieger kennen uns bald und bilden eine Art Vorort. Am dritten Tag begrüßt Jens einen auf uns zukommenden Katamaran mit dem lockeren Spruch „Na wollt ihr längsseits kommen?“ Die deutsche SY Rufus II ankert dann mit mehr Abstand als gedacht neben uns und Marion und Harald sind uns in kürzester Zeit sehr liebe Nachbarn. Schon am nächsten Tag erkunden wir gemeinsam mit ihnen und Ton und Jerry von der SY Argo die Insel.

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Mit einem Aluguer (Sammeltaxi) fahren wir in den Süden nach Santa Maria und auf Marions Wunsch zu den Salinen. Bei blauem Himmel und Sonnenschein genießen wir den Sandstrand in Santa Maria und stürzen uns in die Wellen.

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Anschließend bummeln wir durch den Ort und finden zum Mittagessen ein Restaurant, wo offensichtlich alle Taxifahrer des Ortes essen. Das muss ja gut sein und vor allem völlig untouristisch, jedenfalls ist die einheimische Küche günstig, 3,50 € für den Mittagstisch. Bohnen Reis und gemischtes Fleisch mit viel Leber war dann allerdings doch etwas gewöhnungsbedürftig.

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Nachmittags fahren wir in den Osten zu den Salinen. Eine Geisterstadt, die Saline wurde nach starker Verringerung des Salzexportes ind den 70er Jahren 1984 aufgegeben. In einem großen Krater des Vulkans Pedra de Lume liegen die Becken der heute nur noch minimalen Salzgewinnung, das Meerwasser stieg mit der Tide von unten in den Krater (sehr praktisch). In den 20er Jahren wurde eine 1100m Seilbahn zum Transport ans Meer gebaut. Die Holzkonstruktion beeindruckt uns.

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Jens und ich nehmen ein Solebad und staunen nicht schlecht wie uns das konzentrierte Salzwasser trägt.

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Zum Sonnenuntergang entwickelt sich ein fantastisches Landschaftspanorama im schönsten Licht. Zurück in unserem Fischerort sehen wir Palmeira mit anderen Augen. Kein Traumstrand und kein Bilderbuch-Ort, doch ein Flecken authentischer kapverdischer Lebenswirklichkeit, jenseits des Tourismus. Wo findet man das?

Am nächsten Tag zahlreiche Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt. U.A. Installation einer neuen Verstärkerantenne Pico-Station, mit der wir deutlich verbesserten Internetempfang haben.  Jens uns Harald sitzen dazu Stunden am PC, während Marion und ich aus unserem Leben erzählen. Abends gemeinsam zum Dorfgrillen, Neu Eröffnung einer Kneipe, bei der es stiller als gewöhnlich zugeht, da Cesaria Evora vor wenigen Stunden gestorben ist. Seit langem schätzen Jens und ich diese kapverdische Sängerin, die mit ihrer Musik eine Botschafterin und Symbolfigur der Kap Verden in der Welt war.

Am  Hafen gibt es ein öffentliches Badehaus und am Sonntag wollen wir Duschen. Schon auf den Kanaren hatten wir aufgehört uns über kalte Duschen zu grämen. Hier auf den Kap Verden ist Wasser ein äußerst kostbares Gut. Es wird ausschließlich in Meerwasserentsalzungsanlagen gewonnen. Hier stellt wir uns nicht die Frage kalt oder warm, sondern Wasser oder nicht, denn kalt ist es allerorten. Dennoch ist das Badehaus ein Erlebnis. Für Damen und Herren getrennt gibt’s jeweils zwei Toiletten und daneben ohne Türen zwei Duschen. Die verantwortliche Reinemachfrau gibt Jens und mir ein Zeichen, dass wir (ein Paar) bei den Damen duschen können. Nach kurzem Warten sind sie frei. Jens stellt eine an die Wand gelehnte Tür vor den Durchgang und wir verschwinden in den beiden nebeneinander liegenden gekachelten Duschräumchen. Das kalte Wasser hat einen satten Strahl, das ist das wichtigste, auf alles weitere können wir getrost verzichten.

Frisch geduscht machen wir uns dann auf den Weg, zur nächsten Insel nach Sao Vicente. Der Wind und vor allem die Wellen haben sich auf ein erträgliches Maß reduziert, so dass wir mit 4-5 Windstärken segeln können.  Mindelo, die Hauptstadt der Insel, ist unser Ziel, hier gibt´s  die einzige Marina der kapverdischen Inseln, d.h. vor allem einen Hafen mit Landstrom. Und außerdem warten dort Post und  Päckchen  mit einer neuen Reffleine von Liros und andere Weihnachtspäckchen mit selbstgebackenen Plätzchen auf uns!