Jahreswechsel in Uruguay

Februar 24th, 2013

Sommer, Sonne und Urlaub im Dezember/Januar. Pause vom Arbeitsleben und Tempo in Deutschland. Relaxen und Genießen ….der Südsommer ist eine sehr angenehme Alternative zum Nordwinter. Und wir freuen uns wieder zu Hause zu sein und auf unserem Schiff zu leben. Silvester verbringen wir mit Ann und Udo auf der SY Orca in Puerto Sauce  – ein glückliches Wiedersehen, seit unserem letzten Zusammensein in  Brasilien.

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Flußsegeln! unser Revier war: Rio de la Plata (bis 50km breit), Rio Uruguay (auch noch ganz  breit), Arroyo Riachuello (eine grüne Idylle), Rio Negro (mit schönen Stränden, warmen Wasser), Flußsegeln Rio Parana Guazu, Rio Parana Las Palmas, Parana Mini, dem Flussdelta und Wochenendrevier der Portenos/Bewohner von Buenos Aires) – viele stille Ankerplätze im Grünen.

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Und das wir dann auch noch Stefan und Brigitta (SY Runaway, S) wiedertreffen!! Eine wunderbare Verabredung im Parana Mini, auch sie hatten wir zuletzt vor acht Monaten in Brasilien getroffen. Wir genießen die entspannten Tage, schwimmen, lesen, kochen und nichts zu müssen – das ist Urlaub.

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Kurz vor meinem Rückflug gelingt es uns in Buenos Aires dann auch noch Gui von der SY Rancho Relaxo of the Seas zu treffen. Wo könnten wir uns mit ihr besser über unsere Erlebnisse der letzten Monate austauschen und vom Schicksal der Rancho hören als beim Segeln? Hernan, unser netter Nachbar am Steg, lädt uns am Sonntagnachmittag ein mit ihm zu segeln und wir nehmen die Einladung samt Gui dankend an. Gui stammt aus Buenos Aires, wir haben sie und David mit ihren zwei Kindern in Portugal kennengelernt und inzwischen liegt ihr Schiff in Polynesien. Jetzt ist sie gerade zu Besuch bei den Eltern und kreiiert neue Modelle ihrer Kindermode Coquito (www.coquito.eu). Sie ist zwar schon um die halbe Welt gesegelt, aber nun segelt sie zum ersten Mal auf dem heimischen Rio  de la Plata. Bis zuletzt erfüllte fröhliche Tage!

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Jetzt liegt Chiloe wieder gut versorgt im Hafen in Buenos Aires und wir sind seit dem 1. Februar wieder in Deutschland.

Offenes Atelier in Essen

November 2nd, 2012

nach einem Jahr ‚unter Segeln‘ mit dem Projekt transartlantico (Hamburg – Buenos Aires) öffne ich jetzt die Türen meines Ateliers in Essen am 10./11.November 2012.

 

Zu sehen gibt es eine Reihe neuer Skulpturen und Zeichnungen, Malerei und außerdem eine kleine Variante der Videoprojektion transartlantico. Filmsequenzen zu Bewegung, Raum und Zeit, während der Reise aufgenommen und auf eine Rauminstallation projiziert.

 

Wir freuen uns auf Ihren/Euren Besuch und interessante Gespräche bei einem Gläschen Sekt oder einer Tasse Kaffee im Atelier, Voßbusch 4, in Essen Bredeney. 

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Vortrag über die Reise

Oktober 1st, 2012

Mit der Segelyacht
von Hamburg nach Buenos Aires

Zurück aus Südamerika berichten Ariane Hackstein und Jens J. Meyer von ihrer abenteuerlichen Reise auf der Segelyacht Chiloë von Hamburg nach Buenos Aires. Der Segeltörn führte die Beiden auf der 10 Meter Yacht von Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal  über  Marokko, die Kanarischen Inseln und  die Kapverdischen Inseln über den Atlantik nach Brasilien, Uruguay und Argentinien; 8000 Seemeilen in 10 Monaten, 10 Tagen und 10 Stunden.
Mit Film, Foto und  Tonaufnahmen geben die Hagenerin und der Hamburger einen Einblick in das Leben auf dem Wasser und in immer anderen Hafenstädten auf drei Kontinenten. Sie erzählen von Erlebnissen auf See und Begegnungen an Land und lassen miterleben wie sich das Leben mit Wind und Wellen und in ständiger Bewegung anfühlt.

Ort: Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) zu Hagen, Körnerstr.41
Zeit: Donnerstag, 4. Oktober 2012, 19 Uhr
Eintritt frei
www.sihk.de/donnerstags

Abschied von Freunden

August 12th, 2012

Mit einem Atelierfest hat sich Jens gerade von Künstlerkollegen und Freunden in Buenos Aires verabschiedet. Leider findet dieses letzte Fest ohne mich statt, ich feier währenddessen in Unna den 50. Geburtstag meiner Schwester.

Jens bleiben noch wenige Tage um das Atelier zu räumen und das Schiff für die Ruhepause der nächsten Monate wetterfest zu machen.
Ab 15. August ist auch er wieder in Deutschland.

Wir danken unseren treuen Lesern und freuen uns auf persönliche Begegnungen!

Übrigens: in Hagen halten wir am 04.Oktober in der Südwestfälischen Industrie und Handelskammer um 19 Uhr einen Bildervortrag  (kostenfrei) über unsere Reise.

transartlantico im Museo Larreta

Juli 13th, 2012

Im historischen Garten des Museo Larreta findet derzeit unser Projekt transartlantico seinem vorläufigen Abschluss.


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Zur Eröffnung am 11. Juli gab es auch für mich eine Premiere, ich habe meine erste Eröffnungsansprache auf spanisch gehalten. Meinen Text hatte unsere Freundin Carola zuvor übersetzt. Jens intensive Arbeit der letzten Wochen hat zu einem wunderbaren Gesamtkunstwerk geführt, das großen Respekt und Begeisterung hervorruft. 

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Seine Installation aus Tüchern und Tauwerk hat vor genau einem Jahr zum Start unseres Projektes in Hamburg gestanden. Zwischen den beiden Ausstellungen in Hamburg und Buenos Aires liegen nun 8000 Seemeilen. Zum Auftakt wurden aktuelle Bilder aus Hamburg und von der Elbe projiziert. Hier in Buenos Aires sind nun Videosequenzen zu sehen, die während unserer Reise entstanden sind. Sie spiegeln in künstlerischer Form  Wahrnehmung und Erleben auf dem Meer und an Land wieder.

Unsere sehr langsame Reisegeschwindigkeit, ungefähr so, wie ein schneller Fußgänger, aber langsamer als ein Radfahrer hat auf der Strecke von 15000 km die Wahrnehmung verändert. Für uns ist sehr
spürbar geworden wie schnell das Leben in großen Städten läuft. Die Komposition der Videosequenzen verdeutlicht diesen unterschiedlichen Rhythmus des Lebens auf See und im urbanen Raum.

Die Projektion auf die Tücher fragmentiert und abstrahiert die Bilder. Die begehbare Installation mit Videoaufnahmen und Sound (zahlreiche Originalklangbilder und Musik) schafft einen Erlebnisraum für alle Sinne, der die Besucher sehr bewegt.

Mit seinen Videoaufnahmen und -projektionen erweitert Jens das Thema seiner langjährigen plastischen Arbeit. Raum, Zeit und Bewegung haben im Leben wie in der künstlerischen Arbeit eine neue Dimension gefunden.

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Ausstellung im Jolie Bistro

Juli 11th, 2012

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Im Jolie in Belgrano ist seit Freitag (6. Juli) eine kleine Ausstellung von Jens zu sehen. Ein großes Luftkissen und eine Collage hängen im schönen Ambiente dieses Restaurant, das  leckere Speisen, Getränke, eine internationale Brotauswahl anbietet und sich vor allem durch ein originelles Konzept hervorhebt. Die Inhaber, zwei Fotografen, präsentieren jeden Monat ein Kunstwerk und produzieren passend dazu eine Keramikplatte in limitierter Auflage von 50 Stück. Auf ihr wird eine entsprechende Kreation des Kochs serviert, den Teller kauft man mit dem Essen. Bisher entstanden über 50 Platten, eine interessante Kollektion, in der Jens nun vertreten ist.

 


 

28. Bericht: Von Montevideo nach Buenos Aires (24.-04.06.2012)

Juli 9th, 2012

Am 23. Mai ist es soweit, wir fahren nach Argentinien. Jetzt ist es wirklich nur noch ein Katzensprung, 135 sm bis La Plata, einmal diagonal über den Rio de la Plata, etwas mehr als eine Tagesreise.  Jens ist unterwegs und macht die Ausreisepapiere fertig, ich bereite die Abfahrt vor. Mittags um 12 Uhr segeln wir bei einem leichten Südwind (2-3 Bft.) los, immer wieder schön, wenn die Segel stehen und wir den Motor ausmachen können. Wir genießen das Segeln am Nachmittag, Flaute ist angesagt und zum Einbruch der Dunkelheit ist der Motor dann auch wieder gefragt. 


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Unsere vorerst letzte Nachtfahrt. Schade, ich liebe die Nächte auf See und die Fahrt in die endlose Weite. Aber damit ist´s hier auf dem Rio de la Plata jetzt auch vorbei. Die Lichter der Küste begleiten uns am Horizont durch die Nacht.  17 Stunden unter Motor, bedeckter Himmel, aber der Winter hat zumindest gemäßigte Temperaturen.

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Unser nächstes Ziel liegt am Kanal, wir müssen landeinwärts. Wie überall  stehen auch hier Angler am der Uferböschung. Nach 1 Meile kommen wir zur Kreuzung, an der Werft biegen wir rechts ab. „Astillero Rio Santiago“ ist die größte Werft Südamerikas, wir staunen als wir dies im Handbuch lesen, ist doch größer als gedacht.

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Bei einsetzender Dämmerung erreichen wir unser Ziel. Nein jetzt fahren wir nicht in den schmalen Seitenkanal, um den von Werner (in Piriapolis) empfohlenen kleinen preiswerten Yachtclub anzuschauen. Wer weiß wie flach das Wasser da drinnen ist. Also zum Club de Regatas direkt am Kanal. Anlegen in Boxen wie in der Ostsee, wir wählen die schönste freie Box und Jens macht die Leinen fest. Zwei Segler von einem Nachbarschiff nehmen Leinen an und begleiten Jens auf dem weitläufigen Parkgelände zum Büro. Angenehme Überraschung, Schiffe mit ausländischer Flagge liegen die ersten zwei Tage kostenfrei hier, das ist ja eine nette Geste und echte  Gastfreundschaft. Sie kommen zu Dritt zurück an Bord, Julio und Alberto dirigieren uns zum nun zugewiesen Liegeplatz ein paar Stege weiter. Sehr hilfsbereit diese Argentinier.

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Im letzten Dämmerlicht machen wir einen kleinen Spaziergang über das Gelände. Sieht aus wie an der Außenalster, falsch navigiert? Ständ da nicht ne Palme auf der Wiese, könnte es wirklich in Hamburg sein.

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Das Clubgebäude gefällt mir, sieht nach klassischer Moderne aus wie sie in den 20er Jahren in Holland gebaut wurde. Exotik? Seit dem Süden Brasiliens als das Wetter grauer und kühl wurde, ist´s vorbei damit. Das Land, vor allem die Architektur wird immer vertrauter und Europa ähnlich.
Unser Abend wird nicht lang, wir essen leckeres Steak und trinken preiswerten Wein aus Uruguay und fallen um zehn Uhr müde in die Koje.

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Am Samstagmorgen (26.) haben wir Programm: mit unseren Rollern kommen wir bequem zur ca. 2km entfernten Bushaltestelle, ohne das nötige Kleingeld fahren wir gratis mit dem Bus nach Ensenada, einem Vorort von La Plata. Dort rollern wir zur Prefectura und Immigration im Hafen. Es klappt alles schnell und gut, schön entspannt, wie meist in den kleinen Orten, nur der Zoll hat geschlossen. Schade, dass ist das Wichtigste. Das geht erst am Montag, aber wir fahren trotzdem morgen weiter nach Buenos Aires, denn unsere Ankunft haben wir bereits für Sonntagnachmittag angekündigt.

Nach Einkauf und Internetcafe schauen wir uns die kleine Marina Mome an, die preiswert sein soll, wie Werner in Piriapolis erzählte. Das Wasser in dem schmalen Seitenkanal muss jedenfalls tiefer sein als wir fürchteten, denn es liegen auch etwas größere Yachten hier.

Ist das Wasser tief genug und gibt’s hier einen Liegeplatz für mehrere Monate ? Das sind unsere Fragen. Die Antwort zur Wassertiefe haben wir jetzt schon mehrfach gehört. Der Wasserstand ist kaum abhängig von den Gezeiten, vielmehr vom Wind. Bei Nordwind gibt’s genug Wasser, bei Südwind wird das Wasser rausgeblasen, da kann es überall in den La-Plata-Gewässern unpassierbar flach werden. Jetzt sammeln wir nur Informationen, entscheiden werden wir später.

Zurück in der Marina bedanken wir uns nochmal für die freundliche Hilfe am Vortag bei Alberto und Julio und laden sie auf ein Glas Wein zu uns ein. Sie kommen als wir schon nicht mehr mit ihnen gerechnet haben und gerade anfangen wollen zu kochen. Bei Rotwein und Erdnüssen erzählen wir woher wir kommen. Na klasse, sie sind begeistert und interessiert, denn ihr Revier ist (nur) der Rio de la Plata. Alberto lädt uns zum Essen zu sich nach Hause, ins 10 km entfernte La Plata ein (Fahrservice inklusive).  Wir schauen uns an – na klar, con mucho gusto. Wir  haben uns soo viel für diesen letzten Abend vorgenommen, doch wir nehmen das Leben lieber wie es kommt.

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Und welche Überraschung. Alberto und Julio machen eine Stadtrundfahrt mit uns und es gibt echt was zu sehen. Eine schöne parkartige Innenstadt, die größte Kathedrale des Landes, ein bemerkenswertes Naturkundemuseum. Ich frage nach moderner Architektur, und siehe da, kurz danach stehen wir vor einem Haus von Le Corbusier, dem einzigen, das er in Amerika gebaut hat, unbedingt sehenswert, zumindest für uns, Corbusier selbst hat es nie gesehen.


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Um halb zehn sind wir dann bei Alberto zu Hause. Seine Frau ist Architektin, Studienkollegin von Julio, der Umbau des alten Hauses ist ihr Werk, modern, offen und schön. Es gibt viel Kunst und die Tische sind so leer wie unser Magen. Beim leckeren Glas Wein werden wir gefragt, was wir essen möchten, also es gibt doch was, wir sind beruhigt und um halb elf erfreuen wir uns dann an den gelieferten Empanadas. Die emanzipierte Frau kocht hier wohl ebenso selten wie in Brasilien, wer keine Haushälterin hat, lässt kommen oder kauft vorgekochte Speisen zum Aufwärmen ein. Um halb eins sind wir von unserem unverhofften Welcome-Abend zurück an Bord. Was für eine Ankunft in Argentinien.

Sonntag (27.) Frühes Aufstehen (6.30 Uhr) und um kurz vor acht machen wir uns auf zu den letzten Meilen nach Buenos Aires.

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Der Wind bläst recht kräftig mit 5-6 Bft. von vorne (Norden). Wir kreuzen die 2 sm unter Segel und Motor, um aus dem engen Kanal raus zu kommen und uns in den kleinen steilen Wellen nicht fest zu stampfen. Nach der Ansteuerungstonne können wir dann abfallen auf einen bequemen Halbwindkurs entlang der argentinischen Küste. Der Himmel ist bedeckt, es ist grau aber immerhin noch 20 Grad. Bis mittags können wir bei langsam abnehmenden 4-5 Windstärken nochmal richtig schön segeln, wobei wir jetzt in unserem vollen ‚Dress‘ doch etwas wehmütig an das Segeln im warmen Basilien zurück denken.

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Nachmittags um halb drei kommt die Skyline von Buenos Aires in Sicht. Moderne Hochhäuser von Puerto Madero, dem ehemaligen Hafen, Schornsteine und Kräne vom aktuellen Hafen.

Carola, Künstlerin und Freundin hat für uns telefoniert. Puerto Madero ist das Pendant zur Hafencity Hamburg, und das sollte eigentlich unser Zielhafen sein. Doch da gibt es keinen Platz. Nebenan im Yachtclub Argentino  gibt’s auch keine freien Plätze und so ist nun der Hafen von Nuñez unser Ziel. In diesem Stadtteil, der noch zur Capital Federal gehört, liegt auch das Atelier von Edgardo, in dem Jens arbeiten wird. Dieser Hafen wäre also längerfristig sowieso praktisch für uns. Wir haben die Zusage für zwei Tage, bis Dienstag. So schwierig hatten wir uns das nicht vorgestellt einen Liegeplatz zu bekommen und außer in La Graciosa haben wir auf der ganzen Reise keine Probleme damit gehabt. Aber hier in Buenos Aires liegen viele tausend Segelyachten auf ca. 30 Marinas verteilt und viele Gastsegler kommen hier offenbar nicht vorbei.

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Nach 10 Monaten 10 Tagen und 10 Stunden seit Hamburg, machen wir in einer Box mit Heckpfählen, wie in der Ostsee, fest. Wir sind ein bisschen früher als angekündigt und haben noch etwas Zeit klar Schiff zu machen, bevor unsere Begrüßungsparty beginnt. Cristina, Edgardo und Carola mit Mann Sergio und Tochter Florencia, Jens Künstlerfreunde in Buenos Aires, sitzen wenig später im Cockpit. Sie haben Berge von Sandwiches und eine riesige Ensaimada mitgebracht.     

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Es ist ein fröhliches Wiedersehen, alle drei waren auf Vermittlung von Jens schon in Deutschland und Carola kannte ich daher bereits. Unvorstellbar für sie, dass wir die ganze Reise mit dem kleinen Boot gemacht haben, unfassbar, dass wir nach 10 Monaten nun wirklich angekommen sind.


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Die erste Woche in Buenos Aires vergeht wie im Flug. Am Montag (28.) holt Carola uns mit ihrem Auto an der Marina ab und wir fahren gemeinsam zu Edgardo in unser neues Atelier zur Schlüsselübergabe. Edgardo Madanes ist auch Bildhauer, er hat gerade ein neues Atelier bezogen. Im alten hat er eine Werkstatt, in der er an drei Tagen Kurse gibt und sein ehemaliges Atelier im 1. Stock darüber steht nun leer. Es traf sich gut, dass er uns während der Reise davon berichtete und Jens gleich sein Interesse anmeldete, diesen ihm von seiner Reise 2006 bekannten Raum für zwei Monate zu mieten. Kaum am Ziel haben wir nun schon einen eigenen Wohnsitz an Land, ein großes helles Atelier mit 62 qm, inkl. Bad und Küchenmitbenutzung. Aber mit dem Umziehen haben wir es noch nicht so eilig, das Schiff bleibt vorerst unser Zuhause, und es gibt dort genug zu tun.


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Am Dienstag scheint die Sonne, das nutzen wir erst mal um unsere ganze Wäsche an Deck auf zu hängen und zu trocknen. In den letzten zwei Wochen war es doch nicht nur kalt, sondern auch überwiegend bedeckt, so dass wir jetzt unsere Betten und Matratzen mal lüften und durchtrocknen lassen.

Am nächsten Tag fährt Jens dann mit dem Bus nach Ensenada de La Plata zum Zoll. In Ensenada, wo wir bereits die anderen Stempel bekommen haben, sitzt auch der Zoll. Dort holt Jens nun den noch fehlenden Einreisestempel fürs Schiff. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge kommt er spätnachmittags  zurück an Bord.  
Die frohe Botschaft, wir haben 8 Monate!, die längst mögliche Aufenthaltserlaubnis für unser Schiff bekommen. Die unerfreuliche Nachricht, er hat sein Handy im Taxi verloren. So ein Ärger, 300 Telefonnummern weg und nicht mehr erreichbar, ihn ärgert vor allem, geschäftlich nicht mehr erreichbar zu sein. Während Jens die notwendigen Papiere erledigt, koche ich endlich Marmelade aus den noch in Brasilien dafür gekauften Limonen, lecker! Abends sitzen wir dann wieder mit Heizlüfter und dicken Socken unter Deck und ich denke, Reiseberichte schreibend, an wärmere Zeiten in Brasilien zurück. Eigentlich wollen wir es nicht wahrhaben, dass es in Argentinien Winter mit Temperaturen bis zu Null Grad gibt. Da tröstet es uns auch wenig zu hören, dass das nur kurze Kältephasen sind.

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Es gefällt uns gut in der Marina von Nuñez. Wir haben einen Liegeplatz mit Blick durch die Hafeneinfahrt auf den Rio de la Plata und wir liegen mit dem Cockpit nach Norden, sodass die Sonne den ganzen Tag hereinscheint und uns wärmt. Jeden Morgen fliegt ein Schwarm kreischender Papageien über uns hinweg, abends kehren sie zurück, wir sind am Rande der Großstadt und leben doch noch in der Natur.

Und nicht zuletzt werden wir sehr freundlich aufgenommen. Carlos Menendez, der Capitano der Marina und die entscheidende Person hier im Hafen, hat uns für Freitag zum Essen auf seine SY Gaucho eingeladen. Mit uns kommen zwei weitere Gäste, Luis und Yvonne, sie ist in Deutschland geboren. Zu fünft verbringen wir einen netten Abend, essen sehr leckere selbstgemachte Pizza und erzählen. Wir erfahren, dass wir mit unserem Schiff auch längere Zeit in dieser Marina liegen bleiben können und das zu einem sehr guten Preis. Die erste Woche ist für Gäste sogar kostenfrei. Bisher hatten wir über Liegeplatzkosten noch nichts erfahren, es gibt wohl nur selten Gäste hier.

Am Sonntag machen wir mit Carola einen Ausflug ins Tigre-Delta. Eigentlich wollten wir hier heute mit Carola und ihrer Familie zum Yachtclub Barlovento segeln, aber es war echt kalt, und vor allem, der Wasserstand in unserer Hafeneinfahrt war soo niedrig, dass wir gar nicht rausfahren konnten. So schauen wir uns den oft empfohlenen Yachthafen in Barlovento und einige andere Marinas von Land aus an. Keiner gefällt uns so, wie unser sonniger Liegeplatz in Nuñez, sie alle liegen in der Provincia Buenos Aires, also weiter außerhalb und sind obendrein noch teurer. Glücklich und zufrieden kehren wir abends zurück an Bord. Die Frage wo das Schiff bleibt, wenn wir zurück nach Deutschland gehen, hat sich damit schon weitgehend geklärt.

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Damit können wir uns jetzt langsam anderen Dingen zuwenden. Jens hat bereits erste Termine in einem Museum und mit seiner Galeristin. Und schon am Montagabend (4.Juli) gibt es zwei Ausstellungsangebote. Das Museum Larreta bietet die Möglichkeit, in seinem Skulpturengarten die große Installation transartlantico zu präsentieren. (Das wäre das Pendant zur Auftaktveranstaltung in Hamburg.) Und zum Abendessen treffen wir uns mit der Galeristin Luisa im Bistro Jolie zum Abschluss einer Ausstellung. Das Bistro stellt jeden Monat ein Kunstwerk aus und produziert dazu einen Künstler-Teller, der mit dem Menu des Monats erworben werden kann. Eine originelle Idee zu einer interessanten Speisekarte. Die Idee gefällt uns, und der Besitzer ist interessiert Jens in seine Reihe aufzunehmen.

Puuh, so schnell zwei Ausstellungen, dann mal ran an die Arbeit – manos a la obra, wie man hier sagt.

   

27. Bericht: Pinheiro bis Montevideo (15.- 21.5. 2012)

Juni 24th, 2012

Am Dienstag (15.5.) um 9 Uhr bei null Wind geht’s Anker auf. Wir wollen das günstige Wetterfenster optimal nutzen, das heißt so weit wie möglich kommen. Dazu haben wir beschlossen bei dem restlichen (schwachen) südlichen Winden schon loszufahren, Kurs Süd, erst mal am Cabo St. Marta vorbei (40 sm) und dann Abstand von der Küste gewinnen. Wir finden zu unserem Tagesrhythmus auf See. Mittagessen gegen halb zwei. Da es jetzt herbstlich kühl geworden ist, essen wir mittags kein Müsli mehr, sondern eine kleine warme Mahlzeit. Nachmittags gibt’s Kaffee und Kuchen oder Kekse. Gegen 18.30 Uhr Abendessen und spülen. Anschließend legt sich Jens für ein Viertelstündchen zum autogenen Training hin, so ist er dann fit für seine erste Wache. Um 19.30 Uhr kommt endlich segelbarer Wind auf, ESE 3-4. Am Wind können wir unseren Wunschkurs anliegen, wie angenehm, die Ruhe ohne Motor. Um 20 Uhr beginnt unser Wachsystem. Jens übernimmt, wie immer, die erste Wache und ich darf nach dem Essen die ersten drei Stunden schlafen. Im Dreistundentakt geht es dann so durch die Nacht, (20-23, 23-2, 2-5, 5-8) ein Zeitplan den wir auf der ganzen Reise beibehalten haben. Gegen 4 Uhr morgens dreht der Wind langsam auf Ost, wir haben jetzt gut 50 Meilen Abstand von der Küste und können etwas abfallen auf einen angenehmen Halbwindkurs.

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Mittwoch (16.5.) Wunderbarer Segelwind, jetzt NE und Raumschotkurs. Aber schönes Wetter gibt es nicht; bewölkt, Regenschauer, kühl und ne ganz schöne Schaukelei bei Wellen von 2-3m. Ich hatte vorgekocht, Weißkohleintopf, nun hat sich das Wetter unserem Speiseplan angepasst, wäre aber nicht nötig gewesen. Ich hatte Jens noch erklärt, dass mein Weißkohl auch bei warmem Wetter schmeckt…  Mittags dreht der Wind auf Nordost und lässt nach, die See wird chaotisch, die Segel schlagen, Motor an und weiter, wir müssen Strecke machen, hier ist keine Zeit zum gemütlichen Bummeln unter Segeln. Gegen Abend nimmt der Wind wieder zu und die See wird ruppig. Wir rauschen mit ausgebaumter Genua und mit 5-6 Knoten über Grund durch die finstere sternlose Nacht. Um 4 Uhr geht dann eine schmale Mondsichel wie ein Boot am Horizont auf. Wie schön, dass sich Regenschauer und Flauten verzogen haben und Platz für Wind und Sterne gemacht haben.

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Donnerstag (17.5.)  Täglich holen wir uns bei Martin (in Darmstadt) den aktuellen Wetterbericht per Satellitentelefon. Heute rufen wir schon morgens um 9 Uhr an. Wir hören, dass die Wetterlage weiterhin stabil und kein neues Tief im Anzug ist, alles Bestens für unsere Absicht an Rio Grande, dem einzigen Hafen auf 1000 km Küste, vorbei zu segeln.  Am Vormittag macht Jens einen Kontrollgang übers Vorschiff. Auszug aus dem Logbuch: „ Bolzen vom Baumkicker hatte sich gelöst. Ich sah den Splint an Deck liegen und der Bolzen steckte nur noch halb drin. Mit Andirken den Baum angehoben und den Bolzen wieder eingeschlagen, den Splint wieder zusammengedrückt (der Ringsplint hatte sich geöffnet und lag noch an Deck).“  Glück gehabt! Ein super sonniger Segeltag bei 4-5 Windstärken aus Ost später 5 Bft. aus Nordost bringt uns gut voran. In Böen kommen wir sogar auf 7 Knoten über Grund, da uns die Strömung (1 kn) auch noch schiebt, sodass wir an diesem Tag 133 Meilen machen. Die Meeresströmung richtet sich hier nach dem Wind aus, so dass es noch wichtiger ist, diesen nicht von vorne zu haben. Wir führen ein echt bewegtes Leben, bei 2-3 Meter Welle, wird alles zur Akrobatik, anziehen, aufräumen, navigieren und vor allem das Kochen.

Freitag (18.5.) Unsere dritte Nacht ist sternenklar, der Mond geht heute erst um halb fünf auf. Vorher sieht man die Sterne, Milchstraße umso besser. Alles läuft bestens, noch 200 sm bis La Paloma (1. Hafen in Uruguay) Jens ist bester Laune und kocht wie immer auf See (vor allem bei Seegang ist der Kapitän auch der Koch). Er scheut keine Mühe: heute gibt’s eine seiner Lieblingsspeisen,  Kartoffelpuffer mit Apfelmus.  Auch wenn die Kartoffelmasse aus der Packung kommt, es schmeckt wie bei Muttern. Begeistert steht er an der Pfanne, und brät 21 Kartoffelpuffer! Während ich sie bequem im Cockpit sitzend mit Salz und Pfeffer (nach Art meines Vaters) verspeise, isst er sie sofort, noch am Herd stehend mit Apfelmus und Zucker, dazu lautstark die CD mit 28 verschiedenen Versionen von La Paloma hörend. Abends, bei nachlassendem Seegang entscheiden wir endgültig – wir fahren weiter! An Rio Grande vorbei direkt bis Uruguay. Es läuft so gut und wir haben keine zu Zeit verlieren,  nutzen das günstige Wetter und segeln so weit wie wir damit kommen.  

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Samstag (19.5.) Die Nacht ist wunderbar sternenklar, aber recht feucht (82% Luftfeuchtigkeit)und herbstlich kühl. Kurz nach Mitternacht sehe ich auf dem AIS einen Frachter auf parallelem Kurs, er heißt „Wappen von Frankfurt“, klingt sehr deutsch, aber ich wage nicht den Kontakt über Funk aufzunehmen. Es ist ein freudiges Gefühl, hier im Südatlantik ein Schiff mit so vertrautem Namen neben sich zu wissen. Mittags wollen wir zum ersten Mal seit Mittwoch wieder das Großsegel setzen. Bei raumem Wind und ausgebaumter Genau. Doch das Großfall hat sich hinterm Radarreflektor verhakt, um es zu befreien klettert Jens bis zur Saling den Mast herauf, ich sichere ihn, nur dort oben kann er das Fall befreien. Mit gesetztem Großsegel liegen wir stabiler, bei nur noch 3 Bft Wind aus Nord, ist´ s zudem  nötig ein bisschen mehr Tuch zu fahren. Die unsichtbare Landesgrenze passieren wir nachts. Ciao Brasilien!

Mit zunehmend herbstlicherem Wetter und abnehmenden Temperaturen wollen wir nun erst recht ankommen, 4 Monate Brasilien haben uns doch ganz schön verwöhnt! Der erste Hafen in Uruguay heißt La Paloma. Vergeblich versucht Jens ab Spätnachmittag uns dort zu melden, denn es besteht Anmeldepflicht in Uruguay. Über Monitoring werden alle Schiffe, auch Segelyachten, von der Küstenwache (Prefectura) erfasst. An bestimmten Punkten muss man sich über Funk melden und bevor man in einen Hafen einlaufen will, braucht man die Genehmigung vorab über Funk. Es ist viel los auf Kanal 16, wir sind nicht die einzigen, die La Paloma Control rufen, doch von dort ist nichts zu hören, keine Antwort, also fahren wir ohne Monitoring weiter.

Sonntag (20.5.) Wir passieren La Paloma morgens früh noch im Dunkeln. Punta del Este ist der nächste Hafen, den wir bei Sonnenaufgang um 7.30 Uhr voraus haben. Das Wetter verspricht einen sonnigen Sonntag, es hat noch 2-3 Windstärken, wir beschließen weiter zu segeln statt wie geplant das heiß geliebte Ferienziel der Argentinier, Punta del Este, anzulaufen. Wir schauen wie weit wir an diesem Tag noch kommen können. Piriapolis wäre gut, diese Station haben wir auf jeden Fall eingeplant, denn dieser Hafen könnte eine Möglichkeit zum längerfristigen Verbleib von Chiloë bieten. Wir müssen als nächstes einen passenden Ort fürs Boot finden und da ist Uruguay eine interessante Alternative. Der Wind schläft mittags leider ein und wir motoren, jedoch zumindest bei blauem Himmel und Sonnenschein. Inzwischen ist das Wasser braun und es gibt kaum mehr Seegang. Auch wenn es echt nicht so aussieht, die Seekarte zeigt, dass wir noch auf dem Atlantik in der Bucht vor der La Plata Mündung sind, das südliche Ufer der Bucht ist 100 Seemeilen entfernt. Das Delta des La Plata beginnt erst ab Montevideo und da ist der Fluss dann 60 Seemeilen (110 km!) breit.

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Mit uns fahren diverse Frachter, das AIS Radar können wir getrost ausgeschaltet lassen, denn es sind immer Schiffe im Abstand von 8 Meilen um uns herum. Der kleine Monitor zeigt uns welchen Kurs und welche Geschwindigkeit die Frachter fahren und die Schiffsnamen. Da ist jetzt die „Hamburg Star“, spannend. Diesmal wollen wir aber wissen, welches Ziel dieses Schiff hat und Jens ruft es über Funk. Der 1. Steuermann antwortet, natürlich auf Englisch, kein Deutscher an Bord. Sie sind kurz vor Montevideo und gehen dort auf Rede. Jens gibt ihm unser Ziel an. Oh unser Kapitän kommt aus Buenos Aires, einen Augenblick ich hole ihn mal. Nach einigen Minuten ist er da und sehr gesprächig. Er ist auch Segler und hat sein Schiff in der Marina Barlovento in Buenos Aires liegen (die war uns schon mehrfach empfohlen worden). Eine nette Unterhaltung am Sonntagnachmittag.

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Um 16 Uhr kommen wir in die Bucht von Piriapolis. Per Funk melden wir uns an, werden schon erwartet. Aha, die Kontrollstationen sind gut vernetzt. Das Hafenbecken ist relativ klein, hat zwei Stege und in der Mitte eine Menge Muringbojen an denen Yachten liegen. Gleich am ersten Steg sehen wir einen freien Liegeplatz zwischen einigen größeren Segelyachten. Nach einer kleinen Runde entscheiden wir, das ist wohl der einzige freie Platz. Am Ufer stehen schon ein paar Leute und so fahren wir in die Box. Der Mann am Ufer ruft „gib mal die Leine rüber“. Na das ist ja ein Empfang nach 5 Tagen (und 7 Stunden) auf See. Werner, so der freundliche Nachbar mit bayrischem Akzent erzählt, dass die Häfen hier alle voll sind, er gibt noch ein paar Informationen und sagt wo wir ihn finden können, drei Schiffe an Backbord.

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Nachdem alle Leinen gut vertäut sind gibt’s einen Ankommer. Toll, dass das Wetter so gnädig war und wir so weit gekommen sind! 606 Seemeilen in 5 Tagen und 7 Stunden, mit ‚nur‘ 22 Motorstunden und ohne Probleme, schön. Wir sind froh, dass wir diese nicht ungefährliche und lange Seestrecke (die drittlängste der gesamten Reise) heil und gesund überstanden haben, haben echt Glück gehabt mit dem Wind. Vorm Dunkelwerden machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Hafen – und tatsächlich, die Doppelbox in der wir festgemacht haben, ist der einzige freie Liegeplatz. Nachdem Abendessen geht diesmal der Kapitän als erster in die Koje. Von 9 bis 9, erstmal richtig ausschlafen, das tut gut.

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Am Montag (21.) ist Feiertag, außer bei der Prefectura können wir uns nirgends anmelden. Jens macht dort die Papiere, während ich die Küchengroßreinigung nach den Seetagen übernehme. Nachmittags ziehen wir gemeinsam, mit 2 Pc´s und Kamera im Rucksack, bei grauem Herbstwetter durch den fast ausgestorbenen Ort. Das große Hotel Argentino von 1905 stammt aus der Zeit als Francisco Piria das touristische Potential dieser weit geschwungenen Badebucht entdeckte und entsprechend in den Aufbau der Stadt investierte. Das riesige, aber menschenleere Cafe im Hotel schauen wir uns nur an.

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Wir bevorzugen eine Pizzeria mit Wifi an der Promenade, bestellen Pizza und Bier und stürzen uns auf unsere Emails, sind gespannt, was in der Zwischenzeit angekommen ist. Und über Skype telefonieren wir mit unserer Familie. Als wir zurückgehen, ist es schon 20 Uhr und längst dunkel. Dennoch klopfen wir nochmal bei dem netten Bayern an. Er bittet uns gleich an Bord zu kommen. Es ist halb eins als wir uns von Werner und Emmy verabschieden. Sie segeln seit zwei Jahren in der La Plata Region, kennen sich also bestens aus und können uns viele Fragen beantworten, gerade im Hinblick auf unsere Suche nach geeigneten Liegeplätzen. Außerdem erzählen wir uns natürlich gegenseitig von unseren Seereisen und Werner und Emmy zeigen uns auch gleich Bilder von ihrer Reise durch Gambia und Mali. Auf den Kap Verden waren wir diesen afrikanischen Ländern schon recht nah gekommen. Bisher hatten wir nur einige wenige Segler getroffen, die in Dakar waren. Doch über den Fluss Gambia ins Landesinnere zu fahren! Das waren schon spannende Bilder aus einer ganz anderen Welt, die wir da zu sehen bekamen.      

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Am Dienstag (22.) melden wir uns in der Marina an und genießen ne ausgiebige Dusche. Nachmittags rollern wir zum Einkaufen, es gibt einen großen Supermarkt am Ortsrand. Was für ein Angebot, fast wie in Europa! Wie immer in einem neuen Land brauchen wir viel Zeit, um erst mal das landesübliche Warenangebot zu studieren. Antonia (unser 18-Jähriger Gast) staunte schon in Spanien wie lange wir z.B. vor dem Joghurtsortiment der Kühltheke stehen und gucken können. Wir haben uns im Laufe der Reise zwar um eine effizientere Einkaufsstrategie bemüht und teilen uns jetzt hier und da auf -Jens checkt die Fleischtheke, ich das Obst und Gemüse- doch was es hier an Käse, Wurst, Wein und Spirituosen gibt, das bestaunen wir doch gerne auch gemeinsam. Nach zwei Stunden sind wir glücklich mit zwei schwer gefüllten Rucksäcken zurück an Bord. Wurst und Käse wie in Europa und endlich ist guter Wein wieder bezahlbar! Nach 4 Monaten Brasilien genießen wir das sehr.

 
Mittwoch (23.)  Der Hafen von Montevideo ist ungünstig anzulaufen und so beschließen wir einen Tagesausflug mit dem Bus dorthin zu machen. Morgens um 8 Uhr geht’s los und nach eineinhalb Stunden sind wir da. Bequem, schnell und preiswert und zudem sehen wir die Küstenlandschaft mal von Land aus. Seit Monaten kommen unsere kleinen Cityroller jetzt wieder zum Einsatz und süchtig nach Wasser wie wir sind, rollern wir als erstes zum Hafen von Montevideo.

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Wir landen an einem kleineren Hafenbecken, in dem gerade ein Fischkutter ausgeladen wird. Das haben wir noch nicht gesehen: riesige tiefgefrorene Fische werden da aus dem Schiffsbauch herauf gekrant, von einer Truppe kräftiger Hafenarbeiter geschultert und auf drei Kühl-LKWs verteilt. Haifische, Thunfische und Schwertfische wie wir im Gespräch erfahren. In dem Moment als sie merken, dass wir sie fotografieren, lachen sie und stellen sich mit ihrer schweren eiskalten Last für uns in Pose. Beeindruckt und fasziniert fotografieren und filmen wir, was sie sichtlich freut und stolz sein lässt.

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Nachdem wir den Jungs ausgiebig bei ihrer eiskalten Schlepparbeit zugesehen haben stärken wir uns im Mercado del Puerto. Das ist eine schöne alte Markthalle mit einer Eisen-Glaskonstruktion, in der heute zahlreiche Grill-Restaurants landestypische Speisen anbieten. Was da so alles auf dem Feuer liegt – Würste und Fleisch der unterschiedlichsten Art. Wir probieren Morcilla (süße Blutwurst) und Chorizco, Provelone (gegrillter Käse) und ein hervorragendes Stück entraña (Steak), in einem Lokal, dass offensichtlich von vielen Stammgästen und weniger Touristen besucht ist. Eine urige Markthallenatmosphäre!

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Nach dem Essen spazieren wir durch die Innenstadt – es gibt viele schöne alte Häuser die schon bessere Zeiten erlebt haben; reichlich Graffittis und eine eher langweilige Fußgängerzone.

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Das Museum für zeitgenössische Kunst finden wir erst auf den zweiten Blick nach einigem Fragen, es versteckt sich in der 2. Etage eines alten Geschäftshauses. Klein, aber fein – die Ausstellung von Collagen und Malerei eines Künstlers (Humberto Tomeo) aus der Mitte des letzten Jahrhunderts gefällt uns. Dann möchte ich noch das Museum für Moderne Kunst sehen, das liegt allerdings ein wenig abseits in einem Park. Mit Roller und Taxi kommen wir hin, ein typischer 60er Jahre (Beton-Bau) mit einer gemischten Sammlung, die uns eher enttäuscht, da hatte ich Aufregenderes erhofft.

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Um 18 Uhr ist´s dunkel und wir machen uns auf den Rückweg. Wir haben noch Gäste heute Abend, mal wieder volles Programm.  Bevor wir weiterreisen haben wir an unserem letzten Abend Werner und Emmy zu uns an Bord eingeladen; wir kommen zwar erst um 21.30 Uhr wieder zurück, doch es wird auch dann noch ein netter Abend. Emmy bringt uns Kostproben vom selbstgemachten Schinken mit – echt lecker!! und verrät mir auch noch wie man es macht. Um Mitternacht bekomme ich von Werner, ein Physiotherapeut, sogar noch eine Massage, die meine schmerzenden Halsmuskeln sehr gut entspannt.  Wie schon so oft auf dieser Reise haben wir hier mal wieder in kurzer Zeit Menschen kennengelernt, die offen, spontan und sehr hilfsbereit sind. Solche Begegnungen sind eine besondere Qualität unseres Seglerlebens.
 
Nach drei Tagen im Hafen von Piriapolis verlassen wir Uruguay und nehmen Kurs auf Argentinien. Wir zögern, aber nein wir wollen noch nicht nach Buenos Aires – so plötzlich, nach 10 Monaten ankommen? Wir brauchen erst einen kleinen stilleren Hafen, indem wir für uns allein dies unglaubliche Ziel Argentinien realisieren. So heißt unser Ziel La Plata.

26. Bericht: Ubatuba bis Pinheiro (3.- 14.5.12)

Juni 15th, 2012

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Donnerstag (3.5.) kurz vor sieben gehen wir Anker auf in Ubatuba, unser Ziel ist Florianópolis, ein weiterer Meilenstein 340 Meilen weiter auf unserem Weg nach Süden. Die ersten zehn Stunden haben wir nur schwachen Wind aus Nordwest, danach setzt ein guter Wind (4-5Bft.) aus Südost ein und wir können endlich ohne Motor segeln. Eine erste Schauerböe am Abend bringt Regen, den Jens noch nur mit Öljacke und nackten Beinen abwettert. Ich dagegen trete meine Wache um Mitternacht seit Monaten zum ersten Mal mit vollem Ölzeug an. Die Nacht ist feucht und dunkel, mit verhangenem Himmel.

Morgens (4.5.) um 6 schläft der Wind ein und wir motoren wieder. Wir versuchen den kleinsten Mittagswind zu nutzten, doch er reicht nicht, die Segel schlagen und voran kommen wir nur mit Motor. Lief der Motor am ersten Tag acht Stunden, sind es am zweiten Tag schon doppelt so viele. In der zweiten Nacht haben wir einen wunderbar klaren Sternenhimmel, aber leider auch totale Windstille.

In den frühen Morgenstunden (5.5.) versackt der Motor plötzlich, verliert Drehzahl, es klingt als nähme jemand das Gas weg, aber niemand hat den Gashebel berührt. Und dann oh Schreck – geht er aus. Stille und das 70sm vor der Küste. Jens hört es schon im (Halb)Schlaf und steht auf. Statt Freiwache und Schlafen ist jetzt Motorreparatur angesagt. Wo liegt der Fehler? Ruhig und überlegt checkt er mögliche Ursachen. Filter verstopft? Nein, der sieht gut aus. Luft in der Leitung? Ja, beim Entlüften stellt er fest, dass die Entlüftungsschraube auf dem Kraftstofffilter nicht mehr richtig fest ist. Wir entlüften die Leitung und nach einer halben Stunde läuft der Motor wieder, zum Glück! Dann mittags, 40 sm vor der Küste, geht er wieder aus. Wir entlüften wieder, doch diesmal reißt die Schraube ab, oh je, was nun. Jens klebt sie mit loctite wieder ein und der Motor läuft wieder! Doch wie lange hält er diesmal durch? Immer wieder lässt die Drehzahl nach. Wir beschließen den nächstmöglichen Hafen anzulaufen. In Porto Belo kann man im Dunkeln und im Zweifelsfall auch ohne Motor einlaufen, eine große Bucht ohne Felsen und Untiefen.

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Nachts um zwei (6.5.) haben wir es dann geschafft, zwischen einigen Fischerbooten fällt der Anker. Noch knapp 40sm bis Florianópolis, aber 300 Seemeilen haben wir immerhin geschafft, mit  52 Motorstunden und nur 17 Stunden unter Segeln, so´ne Flaute. 

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Am Montag (7.5.) fahren zum Tanken in die Marina, viele teure Motoryachten und einige große brasilianische Segelyachten liegen fest verpackt zum Überwintern. Für uns gibt’s hier keinen Platz. Als Gast dürfen wir jedoch eine Nacht kostenfrei an der Außenseite des Steges festmachen. Das vereinfacht den notwendigen Besuch eines Mechanikers. Die hilfsbereite Dame im Büro der Marina telefoniert und  kaum 30 Minuten später war er an Bord. Am nächsten Tag brachte er eine passende Entlüftungsschraube, die mit loctite geklebte nehmen wir lieber nur als Ersatz. Außerdem füllen wir hier unsere Wassertanks auf und wir nutzen `Wasser satt´ für einen großen Hausputz (alle Bodenbretter werden ausgebaut und auf dem Steg geschrubbt).

Ein norwegischer Einhandsegler, der neben uns ankert und ähnliche Probleme mit seinem Motor hat, hilft Jens vormittags beim Ausbohren der alten abgebrochenen Schraube. Anschließend wurden noch fast alle Schlauchschellen der Dieselleitung verdoppelt und nachgezogen (eine an der Dieselpumpe war auch etwas locker), die Dieselpumpe ausgebaut, getestet und für o.k. befunden und dann die neue Schraube eingesetzt und entlüftet. Der Motor läuft danach wieder. Eine andere Ursache könnte ein zu leerer Tank gewesen sein, er fasst angeblich 110 Liter und wir haben immerhin 90 Liter getankt. Wenn das Schiff dann in der Dünung heftig rollt, kann schon mal Luft in den Ansaugstutzen geraten. Das Thema beschäftigt uns einige Tage.

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Porto Belo hat nicht  viel zu bieten, aber der Ort hat ein wunderbares Café, Doña Maria, mit eigener Konditorei. Wir werden Stammgäste, wenn auch nur für drei Tage und kosten die super leckeren Torten durch, dazu den besten Cappuccino Brasiliens. Wir finden heraus, dass der Besitzer deutsche Vorfahren hat – na, da liegt es doch nahe, dass hier noch deutsche Backtraditionen in den Torten nachwirken.

Mit neuer Entlüftungsschraube und vollen Tanks machen wir uns am Donnerstag (10.5.) auf nach Florianópolis. Mittags können wir den Spinnaker setzen und machen prächtige Fahrt. Als der Wind weiter aufbrist und wir schließlich mit 7 Knoten zwischen Festland und der Ilha de Santa Catarina dahin rauschen, wird es höchste Zeit den Spi (ein Leichtwindsegel) zu bergen. Mit der Genua geht’s dann weiter vor dem Wind bis zu den Brücken.

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Die ältere aus den 20er Jahren ist mit ihren zwei 75m hohen Türmen die höchste Hängebrücke Brasiliens. Seit den 70er Jahren ist sie ungenutzt und eine neue 500 Meter lange Brücke führt vom Festland zur Insel herüber. Mit nur 17 Meter Durchfahrtshöhe ist die neuere Brücke eine Barriere für diverse Schiffe. Wir passen mit unserer Masthöhe von 15,30 Metern gut durch. Ist trotzdem spannend drunter her zu fahren, insbesondere bei Wind, starker Strömung und Gegenverkehr. Bei 5 Windstärken suchen wir uns direkt hinter der Brücke vor der (vollen) Marina einen Ankerplatz. Wir bleiben den Rest des Tages an Bord und machen es uns zum Sonnenuntergang mit Aussicht auf ein paar schöne Felsen gemütlich.  

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Freitag (11.5.) ziehen wir nach frühem Aufstehen los in die Stadt Florianópolis. Es ist noch einiges zu erledigen, vor unserer letzten größeren Etappe. Beim Schiffsausrüster in der Marina finden wir mit Glück ein passendes Stück Dieselleitung, kaufen Schlauchschellen und Petroleum.

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In der Stadt machen wir die übliche Runde: Internetshop für Wetterbericht und Emailcheck, Einkaufen und endlich finden wir auch eine lange gesuchte Schwimmleine, beim Fischereibedarf in der alten Markthalle. Unsere Ausrüstung wird immer vollständiger, aber sie wird nie komplett sein. Und wo ist hier ein Briefkasten? Na endlich kommen unsere Postkarten aus Parati auf den Weg. Zwischendrin ein leckeres Mittagessen in einem Bio-Kg-Restaurant, echt lecker!

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Samstag (12.5.) fahren wir weiter nach Pinheiro, früh um 06.30 Uhr, denn es soll Südwest-Wind (für uns Gegenwind) kommen, gehen wir Anker auf. Wir bedauern keine Zeit für einen Ausflug auf die Ilha de Santa Catarina zu haben, denn diese große Insel steht fast zur Hälfte unter Naturschutz und ihre über 40 Strände werden als paradiesisch gepriesen. Zum Glück haben wir ja schon ein paar paradiesische Inseln erlebt. Am Südausgang des Kanals kommt ein kräftiger Wind (4-5Bft.) auf, so dass wir schnell die Segel setzten und die letzten Meilen bis Pinheiro segeln. Wir kreuzen auf bis wir neben den Fischerbooten den Anker fallen lassen.

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Hier in der Bucht von Pinheiro ist es wunderbar. Wir liegen vor einem sehr schönen Strand mit Sanddünen auf 5m Wassertiefe, sind die einzige Segelyacht und haben eine herrlichen Rundumblick. Es ist noch früh am Tag (erst 11 Uhr) und so paddeln wir gleich an Land. Eine kleine Herausforderung  gegen 5-6 Bft. von vorne anzupaddeln. Aber geschafft und an einer etwas seichteren Stelle auch trocken angelandet. Seit eine Ruderdolle gebrochen ist,  paddeln wir immer zu zweit, jeder mit einem Stechpaddel. Wir tragen das Dinghi hoch über den breiten Strand und sichern es mit einem Stück Ankerkette an einem Laternenpfahl.

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Auch hier ist es zu merken, wir sind jetzt auf unserer Reise offensichtlich im Spätherbst angekommen. Die wenigen Strandlokale sind geschlossen und keine Touristen zu sehen. Der Strand ist Lebens- und Arbeitsraum der Fischer und ab und an fährt jemand mit seinem Fahrrad  am Wasser vorbei zur Stadt.

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Eine herrliche Atmosphäre: offene Fischerboote auf dem Strand und zwischen ihnen zahlreiche Holztische mit einem großen Loch in der Mitte. Scheint so, als ob hier der Fisch direkt ausgenommen und verkauft wird. Das sehen wir in diesen Tagen allerdings nie, die Fischer warten wohl ebenso wie wir auf besseres Wetter und sind mit Reparaturarbeiten beschäftigt.

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Im Internetshop am Ortsrand sind wir neben den spielenden Kids die einzigen Besucher. Wie schön, der Wetterbericht lässt auf passendes Wetter in der kommenden Woche hoffen.

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Das ist wichtig, denn vor uns liegt die ‚Biskaya’ des Südatlantik und wir brauchen jetzt ein Wetterfenster, dass uns mindestens 4 bis 5 Tage Wind aus nördlichen Richtungen verspricht. Auf einer Strecke von 350 sm, bis Rio Grande, gibt es keinen Hafen und keine Ankermöglichkeiten. Danach dann 200 sm bis La Paloma, dem ersten Hafen in Uruguay, noch mal dieselbe Geschichte.  Und zu dieser Jahreszeit kommt fast jede Woche eine Kaltfront mit Starkwind oder Sturm aus S – SW durch.  (Noch in Porto Belo hatte uns unser norwegischer Nachbar erzählt, dass er aufgrund des einsetzenden stürmischen Südwindes vor Rio Grande die gesamten 350 sm nach Porto Belo wieder zurücksegelte, weil er dort wegen seinem Motordefekt nicht einlaufen konnte). Auch der Cruising Pilot (Seehandbuch) macht mit seinen kurzen Zeilen zu diesem 550 sm (1000 km) langen Küstenabschnitt wenig Mut.

Zitat: “This is an hazardous coast as far as navigation is concerned. Haze and fog is not uncommon and the winds are also a big concern. The following pattern is observed: a NE flow starts weak and gain strength gradually, lasting 3-5 days. When strong and backing it announces the arrival of a PAMPEIRO; a sudden and very strong SW wind.

Sometimes after the SW blows, a strong SE wind called CARPINTEIRO comes. This can reach quickly gale force and rise a very rough sea while creating a dangerous inshore setting current that can be a real threat even to big ships, not to mention a small yacht!

Numerous yachts have been driven ashore by the CARPINTEIRO along the coast in the past years. It is recommended to set a course of 50 to 100 miles offshore to be safe.”

Nun ist es also vorbei mit den angenehmen Segelbedingungen in Brasilien. Der geneigte Segler mag sich vorstellen, dass des Skippers Schlaf in den frühen Morgenstunden etwas unruhig wird und sich eine innere Anspannung ausbreitet. Immer wieder werden diverse Wetterberichte verschiedenster Anbieter aus dem Internet runtergeladen und als wichtigstes Tagesgeschehen mehrfach von vorne und hinten studiert.

Als wir vom Strand und unserer kleinen Ortsbegehung zurück zum Dinghi kommen, spricht uns ein Mann an und erzählt lachend, dass sein Hund gut auf unser Dinghi aufgepasst hätte. Wir kommen mit Juarez, der aus dem geschlossenen Strandbistro nebenan kommt, ins Gespräch. Er erzählt uns, dass er Vorsitzender der Fischervereinigung ist, deutsche Großeltern hatte und einen Freund in Spanien hat. Im Sommer (November bis März) betreibt er mit seiner Frau das kleine Restaurant „Moby Dick“.

Um die Bedürfnisse von Seeleuten wissend, bietet er uns an Wasser zu nehmen oder sogar Wäsche bei ihm zu waschen. Und die Lady könne auch gern bei ihnen duschen. Wir freuen uns und nehmen die Einladung am nächsten Tag auf einen Kaffee wieder zu kommen gerne an.

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Bevor wir am Sonntag (13.5.) an Land paddeln, stehen erst einmal Arbeiten am Schiff an. Ich kurble Jens zur Riggkontrolle den Mast hoch, alle Wanten, Fallen, Terminals, Püttinge und das Achterstag werden geprüft, alles in Ordnung. 

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Unser Dinghi hat nun seinen festen und bewachten Platz an Juarez Laternenpfahl. Wir besuchen ihn und er weiß uns einiges über Wind und Wetter an der Küste hier zu erzählen. Er bestätigt den Abstand von 50-70 sm zur Küste, dort wäre auch die Strömung am günstigsten (läuft meistens mit dem Wind). Er spricht Spanisch, was unserem Verständnis sehr zugute kommt.

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Ich nutze die Open-Air-Dusche vor dem Haus. Mutig -denn die Sonne neigt sich schon und der Wind macht´s kühl- gehe ich dann im Bikini unter die kalte Dusche, die ganz witzig an ein senkrecht aufgestelltes Surfbrett montiert ist. Die Überwindung lohnt, frisch gewaschen fühlt sich einfach gut an und die Lust auf unsere Vordecksduschen hat in den letzten, immer kühler werdenden Tagen merklich abgenommen.

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Weitere Arbeiten am Schiff sind zu tun. Am Montag (14.5.) geht Jens tauchen, das Unterwasserschiff reinigen. Diesmal (im Gegensatz zu dem, was auf Ilha Grande runterkam) ist´s nur ein grüner Algenbewuchs, der etwas schneller zu entfernen ist. Ist auch gut so, das Wasser hat zwar noch rund 21 Grad,  aber nachts war es nur 12 Grad, die Luft ist kühl, und das Arbeiten im Wasser nicht mehr so angenehm. Neue Fockschoten werden eingeschoren und wir befestigen unsere neue 50m-Schwimmleine an Rettungskragen und Heckkorb, so dass im Notfall (wenn man den Rettungskragen dem Überbordgegangenen nachwirft) noch eine Leinenverbindung zum Schiff besteht.

Dann geht’s mit schmutziger Wäsche und Kanistern an Land. Während wir zur Tankstelle am Ortsrand Diesel kaufen gehen, steckt Juarez Frau unsere Wäsche in die Maschine. Die Beiden sind wirklich sehr freundlich und helfen ohne viele Worte. Mit bretonischen Butterkeksen und einem Faltblatt bedanken wir uns.

Das Wetter sieht gut aus! Für die ganze Woche wird kräftiger Wind aus NE vorhergesagt und so wollen wir Morgen früh auslaufen. Wenn das Wetter so stabil bleibt, fahren wir direkt nach La Paloma, wenn es sich ändert nach Rio Grande, mal sehen wie es läuft…

25. Bericht: Rio de Janeiro bis Ubatuba (22.4.-2.5.12)

Juni 9th, 2012

Sonntagabend ist es so weit. Nach dem Abendessen gehen wir um 21 Uhr Anker auf und nehmen Abschied vom Zuckerhut. Die Wettervorhersage ist nicht optimal, aber es soll ein wenig Nordwind kommen. Erst mal motoren wir ohne Wind los, nach einer Stunde gibt’s dann einen schwachen Nordwind und wir setzten Segel. Doch auch mit Motor und Segeln kommen wir nur langsam voran und sehen noch stundenlang die Lichter von Rios beleuchteter Küste. Am Cabo Guaratiba machen wir nur noch 1,7 Knoten Fahrt über Grund, da haben wir fast 2 Knoten Strömung gegenan, au weh! Wir werden immer langsamer. Außerdem ist unser Unterwasserschiff so bewachsen wie nie. Man hatte uns schon gewarnt vor dem dreckigen Wasser von Rio. Nach nur zwei Wochen hatten wir eine 1-1,5  cm dicke weißbraune Kruste auf dem Rumpf.

Unsere Ankunft auf der Ilha Grande hatten wir (spätestens!) zum Sonnenuntergang gedacht, aber nun ist es dunkel als wir endlich vor Abraão den Anker werfen. Im Gegenlicht der Ortsbeleuchtung suchen wir uns einen freien Ankerplatz im sicheren Abstand von den anderen nur schemenhaft erkennbaren Ankerliegern. Um halb Acht liegen wir endlich vor Anker; Puuhh – wir haben für die 60 sm nicht 12 oder 14 Stunden, sondern 22 Std. gebraucht! Das ist unser geringstes Etmal (sm pro 24 Stunden) der gesamten Reise.

Nach 10 Stunden Schlaf beginnen wir am nächsten Morgen unser Tagwerk. Unterwasserschiff reinigen ist das Wichtigste, das hatten wir für diesen Aufenthalt im sauberen Wasser der Ilha Grande schon geplant. Zunächst baut Jens Werkzeuge zum Abkratzen des Bewuchses vom Rumpf: Selbstgemachte, breite Holzschaber, einer  wird an den Bootshaken geschraubt und mit ihm beginne ich vom Dinghi aus den Rumpf frei zu kratzen, soweit ich komme.

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Jens kratzt dann tauchend die tiefer liegenden Rumpfpartien ab. Eine ziemlich sportliche Angelegenheit! Der helle Muschelkalkbewuchs geht leichter ab als befürchtet. Die zentimeterdicke Schicht löst sich in staubartigen Wolken auf, so dass Jens kaum etwas sieht, wenn ich oben kratze, soviel kommt da runter.

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Also arbeiten wir an unterschiedlichen Seiten. Als Jens nach einer Dreiviertelstunde Tauchen durchgefroren wieder an Deck kommt, krabbeln zig winzige krabbenartige Tierchen auf seiner Haut (Krakas, wie wir später erfahren). Schnell unter die Decksdusche und nen heißen Tee. Auf diese Weise reinigen wir am ersten Tag eine und am nächsten Tag die zweite Seite des Rumpfes. Kein Wunder, dass wir bei dieser rauen Rumpfoberfläche kaum Fahrt gemacht haben.

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Zwischendurch bekommen wir Besuch. In der Ankerbucht treffen wir zahlreiche alte Bekannte wieder. Die SY Runaway (Schweden), SY Orca (Deutsch-Schwedisch), SY Marty Mc Fly(Schweiz) und SY Aldo (Spanien-Neuseeland) sind bereits da und unsere Freunde von der SY Santana (Holland) kommen am zweiten Tag an. Udo und Ann von der Orca haben wir am längsten nicht gesehen, sie reisten nach Jens Geburtstagsfeier in Guarapari als erste ab, denn sie wollten möglichst schnell her zur Ilha Grande, da sie hier mit Besuch aus der Heimat verabredet waren. Brigitta von der Runaway kommt zur Begrüßung aus der hintersten Ecke der Ankerbucht zu uns herüber gerudert. Schön sie alle hier wieder zu treffen, denn dies ist nun die letzte gemeinsame Station unserer Reise. Das Region um die Ilha Grande mit 365 Inseln ist ein Ferienparadies und ein beliebtes Revier für viele Segler. Die anderen haben hier Monate eingeplant.

Bei unserem Wiedersehen gibt’s gleich eine Menge News und ein nützlichen Tipp, wo wir gutes, von den anderen bereits getestetes Quellwasser bekommen. Das freut uns ganz besonders und wir rudern gleich zwei Mal mit dem Dinghi und allen Kanistern zur Quelle und holen 80 Liter leckeres Trinkwasser.

An der Quelle lernen wir Victor aus Argentinien kennen, einen Segler, der mit seinem kleinen Boot (21 Fuß) vor einigen Jahren aus Buenos Aires hierher segelte (immerhin 1200 sm Atlantik)). Wir tauschen uns aus und Victor bietet an, abends gemeinsam im „Biergarten“ essen zu gehen; wir stimmen zu, denn von ihm könnten wir vielleicht nützliche Informationen bekommen, denn wir haben schließlich noch keine Vorstellung, wo wir Chiloë in Buenos Aires lassen. Nach einer Stunde Internetcafe treffen wir mit Victor zusammen.  

Auch wenn der Name uns misstrauisch machte, der „Biergarten“ erweist sich als ein hervorragendes Kilo-Restaurant. Wir essen lecker und fragen Victor über Liegeplätze in Buenos Aires aus, er empfiehlt uns seinen kleinen Yachtclub in Tigre. Außerdem wollen wir über seine Erfahrungen der uns noch bevorstehenden Strecke nach Argentinien hören. Denn immerhin haben wir noch rund 1200 sm und Herbststürme vor uns. Die größte Etappe von Brasilien nach Uruguay (550sm), die wir nur nonstop fahren können, macht uns schon besondere Sorgen. Victor antwortet schließlich auf unsere Fragen mit zwei sehr kurzen Gegenfragen: habt ihr einen guten Motor? Habt ihr Geld, um Diesel kaufen zu können? Dann ist es kein Problem von hier nach Buenos Aires zu kommen! Eine Auskunft, die uns zumindest eine gewisse Sicherheit vermittelt.

Nach zwei Tagen drehen wir am Donnerstagmorgen (26.4.), eine Abschiedsrunde vorbei an den befreundeten Ankerliegern. Die Santana und die Orca reisen auch weiter nach Süden, sie wollen im Juli nach Buenos Aires kommen und so werden wir sie voraussichtlich dort Wiedersehen. Parati ist unser nächstes Ziel, ein besonders schönes  historisches Städtchen mit Weltkulturerbe-Status. Wir brauchen eine Tankstelle und dazu wählen wir dieses zugleich auch attraktive Ziel aus. Nach 9 Stunden (nur 1 Stunde davon ohne Motor) kommen wir gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang an der Tankstelle in Parati an. Kurz danach bekommen wir bei unserer Suche nach einem Ankerplatz nochmal richtig Wind. Bei Schauerböen mit 6 Bft. aus Südwest ankern wir bald an einem Platz, der uns die beste Landabdeckung gibt. Der Südwestwind kommt wie so oft ein wenig früher als vorhergesagt, aber wir haben das Wetterfenster (vor dem SW) ja gut genutzt und sind gerade rechtzeitig angekommen.

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Am nächsten Tag (27.4.) erkunden wir Parati. Dinghi aufblasen und an Land paddeln. Doch wo sind wir da gelandet? – an einer Marina (Pier 46), die 100 Real !! (ca. 50 € ) fürs ‚parken‘ des Dinghis haben will. Ein schlechter Witz, also nichts wie weg hier. Am Privatgrundstück nebenan erlaubt uns ein freundlicher Gärtner, unser Dinghi auf die Wiese zu legen (kostenlos), kein Thema, so geht’s auch. Per Mitfahrgelegenheit kommen wir schnell ins Zentrum.

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Unser Stadtbummel beginnt bei Regen, doch später ist´s trocken und die Sonne lässt sich sogar mal blicken. Wir genießen noch einmal (bald ist das vorbei) die leckeren frischen Säfte Brasiliens – Acai, hatten wir noch nicht – das sind ´ne Art Blaubeeren wie wir rausfinden, sehr lecker.  

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Die Saison ist vorbei, es spazieren nur wenig Menschen durch die kleinen mit uralten unregelmäßigen  Kopfsteinen gepflasterten Gassen des malerischen Kolonialstädtchens. Mit Ouro Preto (in Minais Gerais) zählt es zu den wenigen gut erhalten Orten historischer Architektur. Die einstöckigen Häuser mit ihren bunten Fenster- und Türrahmen erinnern uns ein bisschen an dänische Ortschaften, nur dass hier statt Stockrosen andere Pflanzen aus den Steinfugen wachsen.

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Auf Grund seiner geschützten Lage, wurde Parati im 17. Jahrhundert zu einem der zwei Endpunkte der Estrada Real, einem alten Handelsweg, auf dem das Gold von Minas Gerais zum Verschiffen ans Meer transportiert wurde. Schön, dass wir nun auch diesen Orte der historischen Route kennen. Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir (wie meistens) mit zwei Rücksäcken voller Lebensmittel zurück an Bord.

Am nächsten Morgen (28.4.) stehen wir um 7 Uhr auf, denn wir wollen früh los. Für den Abend ist Nordwind angekündigt und so nutzen wir den Tag, um uns noch ein paar romantisch beschriebene  Plätze in den benachbarten Buchten anzusehen. Um 11 Uhr haben wir einen ersten Ankerplatz vor der Ilha Coti erreicht – wow, ja das ist wirklich traumhaft schön. Stilles Wasser, ein paar runde Felsen und Küstenregenwald bis ans Wasser, eine kleine Lichtung zum Anlanden. 

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Gerade mal 10 Minuten haben wir die Einsamkeit genossen, da kommt ein Motorbötchen angefahren und bietet uns Langusten an. Wir lehnen ab, er fährt zum winzigen Strand und wartet. Worauf nur? Nach weiteren 10 Minuten rudern wir trotzdem an Land, mal schauen, was es zu sehen gibt. Nicht viel! Auf einem Pfad queren wir die Insel in 2 Minuten, um festzustellen, dass unsere Seite die attraktivere ist.

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Wir kehren um, doch da ist´s schon vorbei mit Romantik und Einsamkeit. Inzwischen liegen um Chiloë herum 6 Motoryachten und ein Segelboot. Drei große Motoryachten liegen im Päckchen und treffen sich hier, mit Jetski und Wasserski ausgerüstet, zum geselligen Wochenendvergnügen wie die Brasilianer es lieben, fröhlich, laut und dicht beieinander.

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Für uns heißt das: Anker auf und weiter, unsere deutsche Romantik sieht anders aus. Also fahren wir in die nächste Bucht, die Saco do Mamanguá. Fjordartige Verzweigungen und Berge – eine schöne Landschaft. Wir suchen uns einen ruhigen Ankerplatz mit Sonne und rudern noch einmal an den kleinen Strand, bevor wir uns um 17 Uhr dann endgültig Richtung Ilha Bella aufmachen; mal wieder unter Motor.

Der angekündigte Nordost Wind setzt gegen 22 Uhr ein und endlich können wir den Motor ausmachen. Kaum eine halbe Stunde später fällt das Barometer so stark, dass es laut piept und damit eine Sturmwarnung signalisiert. Gerade segeln wir mit wunderbaren 5-6 Bft. vor dem Wind, aber die Wetterlage lässt befürchten, dass die nächste Kaltfront schneller kommt als angesagt und vor allem als uns lieb ist. Wir ändern den Kurs auf den nächstmöglichen Hafen, das ist Ubatuba. Jens weckt mich um 23 Uhr zu meiner Wache, bleibt aber wach, es sind nur noch 16 sm bis dahin. Doch schon dreht der Wind auf West und flaut noch etwas ab. Wir müssen kreuzen und es dauert länger als gedacht. Der Wind flaut weiter ab und wir motoren wieder. Doch dann, knapp 2 Meilen vor dem Ziel, kriegen wir die erste fette Schauerböe mit 8 Bft. und heftigem Regen auf die Mütze. Gegen eine kurze, steile See, die sich sehr schnell aufgebaut hat, kämpfen wir uns langsam in die Bucht hinein. In vollem Ölzeug mit Südwester, Gischt und Regen mitten ins Gesicht, steuern wir von Hand, um den Bug im Wind zu halten („waren wir heute Morgen wirklich noch in einer paradiesisch ruhigen, sonnigen Ankerbucht…??‘). Um 4.00 Uhr lassen wir endlich vor dem Strand von Ubatuba unseren Anker fallen. Puh – geschafft! Jetzt ist der Wind wieder weg, aber es regnet noch. Raus aus dem Ölzeug und rein in den Salon. Diesmal waren wir etwas zu spät dran für das Wetterfenster (hätten uns den letzten Strand sparen sollen). Aber, wie schon öfter, kam die Front mit dem SW Wind früher als der Wetterbericht angekündigt hatte (diesmal ganze 12 Std.!). Darauf mixen wir uns noch einen Mojito als Absacker, bevor wir um halb fünf müde in die Koje fallen.


Ausgeschlafen gibt’s ein sonntäglichen Brunch am 29.4.und ne Kurzmeldung an die Familie. Ohne Lust auf Stadt (Ubatuba), gehen wir nachmittags gleich wieder Anker auf und fahren nochmal 9 sm weiter zur Ilha Anchietta (auch Ilha dos Porcos genannt), eine Natur-pur-Ankerbucht in einem kleinen Nationalpark, und wir sind die einzige Yacht! Diesmal beginnt der Regen erst nachdem der Anker kurz vor Sonnenuntergang gefallen ist, doch dafür regnet es jetzt ohne Ende.

Wir verbringen den ganzen Montag (30.4.) bei Regen unter Deck mit Fotos sortieren, schreiben, Brot backen und Linsensuppe kochen. Jens geht nur kurz an Deck um eine kurzentschlossen improvisierte Plane zum Sammeln einiger Liter Regenwasser aufzuspannen. Tagsüber mit dicken Wollsocken und Leggins unter Deck! – das hatten wir schon seit den Kanaren (November) nicht mehr und deshalb frieren wir auch trotz allem schon bei 21,4 Grad. Nachts hört der Regen nach 30 Stunden endlich auf.

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Am nächsten Morgen paddeln wir an Land. Wir brauchen etwas Auslauf und die unbewohnte Insel, ein Naturschutzgebiet, reizt uns. Außerdem wollen wir sehen, ob wir auf die andere Seite der Insel kommen, um nach Süden auf´s Meer nach Wind und Wellen zu schauen. Denn wir liegen geschützt hinterm Berg in einer hufeisenförmigen, nach Norden offenen Bucht. Wir laufen fast den ganzen Strand entlang, bevor wir einen markierten Pfad durch den Regenwald finden. Ohne ihn ist nirgends ein Durchkommen.

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Länger als gedacht führt uns der Trail quer über die Insel zu einer kleinen Bucht, der Praia do Sol. Unerwartet stoßen wir hier auf ein paar Fischer, die ebenfalls an diesem Tag an Land bleiben und arbeiten.

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Sie laden uns zu einem Cafe ein und Jens versucht mit unserer Mischung aus ein paar Worten Portugiesisch und Spanisch ein Gespräch übers Wetter und über Fische. Für nur 5 Real, die wir gerade noch in unserer Tasche finden bekommen wir tatsächlich ein paar Fischfilets von ihnen. Auf dem Rückweg kommen wir am ehemaligen Gefängnis vorbei, eine große Anlage, die teilweise Ruine und Museum ist und zum anderen Teil von den Naturschutzbehörden genutzt wird.

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Was ist das ?? Unerwartet stoßen wir auf ein Rudel seltsamer Tiere. So was haben wir noch nie gesehen. Fast so groß wie Wildschweine, aber offenbar ganz zahm – die einzigen wahren Inselbewohner, ach ja – daher der Inselname ´Ilha dos Porcos`.  Die Vierbeiner sind Capyvaras. Diese größte Nagetierart der Welt lebt an Land und im seichten Wasser und ist (lt. Lexikon) verwandt mit Flusspferden und Meerschweinchen.

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Nachmittags gehen wir Anker auf und fahren bei 6 Bft. WSW rüber zum Festland, in die Enseada do Flamengo, eine weitere Bucht von Ubatuba. Hier warten wir weiter auf passendes Wetter für unsere nächste größere Strecke und können die dafür nötigen Einkäufe machen. Wir finden sogar ein Internetcafe in Hafennähe, vor unserer nächsten Seestrecke soll noch ein Bericht ins Netz und mein Reiseprogramm Basel versendet werden. Wir arbeiten bis Nachts um 1 Uhr, um am nächsten Vormittag alles auf dem Stick parat zu haben.

Mittwoch (2.5.) Nach Einkauf und Internetcafe kommen wir am frühen Nachmittag zurück an Bord, noch immer ist SW Wind (klar, der richtige Wind kommt nicht früher, sondern später als angesagt). Als es dann wenig später auch noch zu regnen beginnt, verschieben wir unsere Abfahrt auf den nächsten Morgen. Mit Frikadellen braten und Vorkochen von Hühnergeschnetzeltem habe ich ohnedies noch etwas länger zu tun und Jens fühlt sich leicht angeschlagen (Erkältung). Also Kochen und früh ins Bett, am nächsten Morgen soll´s bei Tagesanbruch los gehen.